Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Rohe, M.: Frank Eugene Smith - München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0055

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FRANK EUGENE SMITH-MÜNCHEN.

VON DR. M. K. ROHK MÜNCHEN.

Es sei mir hier ferne, wieder einmal an die
Frage zu rühren, die schon Jahre hindurch
unter Diskussion steht und Stoff zu den lang-
stieligsten Kontroversen liefert: ob nämlich
eine Photographie als Kunstwerk betrachtet
werden könne oder nicht? Ich halte es da mit
ßernard Shaw, der, selbst ein eifriger Photo-
graph und fanatischer Bewunderer der durch die
Photographie gebotenen Möglichkeiten, bereits
vor Jahren das treffliche Wort fand : „Nur für
hysterische Frauen oder Männer kann es hier-
über überhaupt zu Erörterungen kommen;
denn sobald wir erkannt haben, daß die Pho-
tographie uns irgend etwas bedeutet, ersteht
nur die eine Frage, wie wir sie zu höchstmög-
lichster Vollendung bringen können". Und im
Anschluß an dieses Zitat gestatte man mir gleich
noch ein anderes aus dem nämlichen Autor:
„Wahrheit ist's, daß weder eine Photographie
noch ein Gemälde von Haus aus „künstlerisch"
sind. Niemand, dem auch nur das ABC der
Kritik geläufig ist, wird annehmen, daß sich
die bildende Kunst auf die Prozesse bezieht,
durch welche ihre Werke hervorgebracht wer-

W10. I. 5.

den, statt auf die Qualitäten in letzteren".
— Die Qualität der Schöpfung — gewiß, sie
ist es, auf die es einzig und allein ankommt!
Hervorragende künstlerische Qualitäten nun
waren es, die mir vorlagen, als ich, ich glaube
es ist nun drei Jahre her, zum erstenmal Ar-
beiten Frank Eugene Smiths in einer Aus-
stellung bei Zimmermann in München vor
Augen bekam. Ich hatte vorher nie ähnlich
Gutes auf diesem Gebiete gesehen und muß
bekennen, diese Blätter gewährten mir ganz
die gleiche Freude, wie sie jedes andere Kunst-
werk von Rang mir zu übermitteln pflegt.
Überrascht vor allem war ich durch die stark
persönliche Note in diesen Schöpfungen (und
sieist es doch, die man in ersterLinie den Unter-
scheidungszeichen der Kunstwerke gegenüber
rein handwerklichen Erzeugnissen zuzählt).
Kurze Zeit darauf fügte es der Zufall, daß ich
mit Smith persönlich bekannt wurde und durch
ihn, etwas später noch, mit Alfred Stieglitz,
dem Herausgeber der vornehmen New-Yor-
ker Zeitschrift „Camera Work". Ich betrachte
meine Bekanntschaft mit beiden Männern für

I1
 
Annotationen