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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Rohe, M.: Frank Eugene Smith - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0058

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Frank Eugene Smith—München.

dessen Arbeiten auf den Ausstellungen der
kleinen Galerie besonderem Interesse und all-
gemeinerer Wertschätzung begegneten. Maler
von Haus aus und wie jeder, der jemals Proben
dieser seiner malerischen Leistungen zu Ge-
sicht bekam (er ist in dem Punkt sehr zu-
rückhaltend), zugestehen wird, ein Koloristvon
nicht alltäglicher Begabung, verleugnet er auch
in seinen Photographien nicht seine zuvörderst
malerische Begabung. Man hat ihm daraus
manchmal schon einen Vorwurf zu machen ge-
sucht, ihm besonders auch gewisse technische
Manipulationen, die er mit der Platte vor-
nimmt — von den hier wiedergegebenen Ar-
beiten sieht man sie am besten an dem Blatt
„Adam und Eva", bei dem mit der Nadel in
die Platte gearbeitet ist — anzukreiden ge-
sucht. Aber man tut dies, wie ich denke, mit
großem Unrecht. Denn obgleich ich persönlich
in meiner Ansicht über Photographie auch
Smith gegenüber kein Hehl daraus mache,
Purist etwa vom Schlage Shaws oder Stieglitz's
zu sein, so halte ich doch sein Vorgehen, ge-
rade bei ihm, und nicht zum mindesten aus
unserer näheren Bekanntschaft heraus, für voll-
kommen gerechtfertigt. Die gelegentliche An-

wendung des Pinsels und der Nadel geschieht
nicht, um damit billige Effekte zu erzielen, wie
man sie in München, wo Smith seit ein paar
Jahren seinen Wohnort aufgeschlagen und sein
Beispiel manchen unselbständigen und schwa-
chen Geist zur Nachahmung verleitet hat, jetzt
mitunter sehen kann, sondern sie sind ihm
gänzlich untergeordnete Hülfen zur Abrundung
seiner Kompositionen, in die er als neues
und eigenstes Element eine bislang unbe-
kannte Reichhaltigkeit der Tonstufen
gebracht hat. So hat er auch als Lehrer sich
nie bemüßigt gesehen, seine Schüler zur An-
wendung ähnlicher Mittel zu führen; sich wohl
bewußt, daß sie nur bei ihm Sinn und Berech-
tigung erlangen. Und nichts liegt ihm ferner,
als die Reihen derjenigen zu stärken, die aus
Malerei und Zeichenkunst kommend in die
Dunkelkammer allerhand von der Korruption
und Unvollkommenheit jener Kunstgattungen
tragen und die Aufgabe der Photographie in
der Aufnahme irgend einer malerischen oder
zeichnerischen Manier in sie zu erfassen glau-
ben, statt einen der vollendetsten Führer zur
Natur in ihr zu sehen.

Als das eigenste und feinste Element in

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