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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Michel, Wilhelm: Das Malerische
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0123

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Das Malerische.

anschauung des Künstlers, lauter Worte, die
etwas Subjektives bezeichnen, entsprechend
der neueren Richtung der Ästhetik, die den
Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens und
Genießens immer mehr in das Subjekt verlegt.

Man kann also sagen, daß die Geschichte
des Wortes „malerisch" paradigmatisch ist für
die neuere Entwicklung der Ästhetik. Die Be-
deutung des Motivs ist zwar noch nicht ganz
geschwunden, aber sie ist, wenigstens in der
ernsthaften Malerei, auf ein Minimum redu-
ziert. Und gar von einem malerischen Motiv
reden wir höchstens insofern, als wir damit
ein Motiv bezeichnen, das günstig ist für jene
besondere Art der Behandlung, für die male-
rische Behandlung.

Was ist „malerisch"?

Ein junger sächsischer Künstler, der mich
kürzlich besuchte, sagte mir, daß für ihn und
seine Gesinnungsgenossen das Wort „male-

risch" ein Scheltwort bedeute. DasMalerische
streite gegen das Einzige, worauf es in der
Kunst ankomme, gegen die Form im einzelnen
wie auch im ganzen. Gerade auf das letztere
legte er das Hauptgewicht. Die monumentale
Form, den monumentalen Zeitausdruck zu
finden, darauf käme es an; jede andere Pro-
blemstellungverwirre die Gemüter und sei da-
her schädlich. So sei auch der Reiz male-
rischer Behandlung ein Schädling, zum min-
desten aber ein Effekt zweiten Ranges, an
welchem dem ernsthaft strebenden Künstler
nichts gelegen sei.

Er kam aus Sachsen, der junge Mann, und
Sachsen ist das Land Max Klingers. Seine
Ansicht schien mir begreiflich. Sie ist die An-
sicht all der zahllosen Künstler, die sich von
den Lockungen des Monumental-Dekorativen
haben verführen lassen. Diese Lockungen sind
in einem Lande von überwiegender Intellek-

wio. n. 2.
 
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