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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Michel, Wilhelm: Das Malerische
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0126

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Wilhelm Michel:

EMIL ORL1K—BERLIN. Holzschnitt; »Heimkehr«.

tualität, wie es Deutschland ist, besonders „Maler" in unserem prägnanten Sinne seine
stark. Daß ihnen zu gerne nachgegeben wird, Aufgabe in dem Aufgebot großer Mittel, in
das ist einer der Gründe dafür, daß Deutsch- der möglichst reichen Zerlegung des Naturein-
land den Nachbarvölkern gegenüber (Frank- druckes. Der eine bindet, der andere zerlegt-,
reich, Holland, Belgien) auf dem Gebiete der der eine schematisiert, der andere differenziert;
Malerei ins zweite Treffen geraten ist. die Tätigkeit des einen ist ordnend und ab-

Und nun wiederhole ich die Frage: Was ist kürzend, die des anderen exzitierend und be-

„malerisch"? reichernd. Man sieht, es ist ein Unterschied in

Malerisch ist die möglichst reiche Analyse der Weltanschauung. Der Monumentalist —

der Lichtwirkungen, die möglichst differen- ich rechne hierzu immer auch den dekorativen

zierte Reproduktion des farbigen Naturein- Maler neuester Prägung — wird geleitet von

druckes. Während der Monumentalkünstler einer gewissen Bewältigungsgier, von einer

auf das Auffinden der beherrschenden, der gewissen Herrschsucht, von dem Bedürfnis, zu

charakteristischen Töne ausgeht, also eine mehr überblicken und in gewissem Sinne zu tyran-

abstrahierende Tätigkeit entfaltet, sieht der nisieren. Im Gegensatze zu ihm, dem künstle-

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