Das Malerische.
ganismen voll eines ungeheuren Lebenstriebes, des Windes oder beim Spiele anderer Natur-
Organismen, die blühen, strahlen, die sich ent- kräfte erlebt. Es gibt von Theodore Rousseau
falten und auf alle Weise manifestieren wollen. Gemälde, die man ebenso gut als brillant ge-
Es ist immer ein wunderbares Erlebnis, wenn gebene Wirklichkeits - Darstellungen wie als
der Dichter in sich das Wort erwachen fühlt, Elementar-Ereignisse im Reiche der Farbe
das er zu führen und nach eigenem Gefallen auffassen kann. Ein Werk, dem dieses Ele-
zu brauchen glaubte. Da wird es ihm plötz- ment gänzlich fehlt, wird kaum als ein Kunst-
lich fühlbar als ein eigenes Wesen, das voll werk anzusprechen sein. Das entgegengesetzte
lachender Kraft und mit verschwenderischer Extrem kommt freilich ebenfalls vor, in reinster
Geste seine Lebensäußerungen um sich streut. Herausbildung vielleicht bei Monticelli, bei
Und schließlich wird der Diener fast zum Herrn dem sich die Farbe häufig ein Übermaß an
und der Herr zum bloßen Darstellungsmittel romantischer Freiheit erobert. Aber es bleibt
des Knechtes. Ähnliche Glut eigenen Lebens bestehen, daß die Farbe, dieser wundervolle,
ist auch in der Farbe verborgen, und im „Ma- wohlgegliederte und gesetzmäßig gefügte Or-
lerischen" lebt sich die Farbe in holden Spie- ganismus, ein unzweifelhaftes Recht auf Frei-
len, in trunkenen Offenbarungen aus. Dann heit hat, und daß es Aufgabe des Künstlers ist,
entstehen ähnliche Eindrücke, wie man sie diesem Recht, diesem Lebenstrieb der Dar-
beim Wellenschlage des Meeres, beim Sausen Stellungsmittel zur Verwirklichung zu helfen.—
Professor emil orl1k-Berlin. Szenerie-Entwurf: »Wintermiirchen«.
1910. II. 8.
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ganismen voll eines ungeheuren Lebenstriebes, des Windes oder beim Spiele anderer Natur-
Organismen, die blühen, strahlen, die sich ent- kräfte erlebt. Es gibt von Theodore Rousseau
falten und auf alle Weise manifestieren wollen. Gemälde, die man ebenso gut als brillant ge-
Es ist immer ein wunderbares Erlebnis, wenn gebene Wirklichkeits - Darstellungen wie als
der Dichter in sich das Wort erwachen fühlt, Elementar-Ereignisse im Reiche der Farbe
das er zu führen und nach eigenem Gefallen auffassen kann. Ein Werk, dem dieses Ele-
zu brauchen glaubte. Da wird es ihm plötz- ment gänzlich fehlt, wird kaum als ein Kunst-
lich fühlbar als ein eigenes Wesen, das voll werk anzusprechen sein. Das entgegengesetzte
lachender Kraft und mit verschwenderischer Extrem kommt freilich ebenfalls vor, in reinster
Geste seine Lebensäußerungen um sich streut. Herausbildung vielleicht bei Monticelli, bei
Und schließlich wird der Diener fast zum Herrn dem sich die Farbe häufig ein Übermaß an
und der Herr zum bloßen Darstellungsmittel romantischer Freiheit erobert. Aber es bleibt
des Knechtes. Ähnliche Glut eigenen Lebens bestehen, daß die Farbe, dieser wundervolle,
ist auch in der Farbe verborgen, und im „Ma- wohlgegliederte und gesetzmäßig gefügte Or-
lerischen" lebt sich die Farbe in holden Spie- ganismus, ein unzweifelhaftes Recht auf Frei-
len, in trunkenen Offenbarungen aus. Dann heit hat, und daß es Aufgabe des Künstlers ist,
entstehen ähnliche Eindrücke, wie man sie diesem Recht, diesem Lebenstrieb der Dar-
beim Wellenschlage des Meeres, beim Sausen Stellungsmittel zur Verwirklichung zu helfen.—
Professor emil orl1k-Berlin. Szenerie-Entwurf: »Wintermiirchen«.
1910. II. 8.
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