Auguste Rodin—Paris.
ihn auf den künstlerischen Thron
Frankreichs. Und sie hat sich nicht
geirrt, seit den Tagen der Renais-
sance sah die Welt keinen größeren
Bildhauer von selbständiger Eigen-
art. Der Kampf war hart und ein
Wunder, daß Rodin seinen Weg
unbeirrt weiterging. Es gehörte zum
guten Ton in Paris, Rodin zu ver-
lachen und zu verlästern, als end-
lich die Staatsaufträge kamen, ent-
blödeten sich führende Blätternicht,
ihm vorzuwerfen, daß er Staats-
gelder veruntreue und ähnliches
mehr. — Er hat den Kampf für die
neue Plastik allein durchgeführt.
Ohne ihn kein Verständnis für die
Bartholome und Charpentier und
Minne, ja weiter hinaus in die Welt
für die Klinger und Klinisch. War
je ein großer Künstler in Schwerem
und Kampf ein Bahnbrecher, so war
es Auguste Rodin. — Heute, da
Rodin als Altmeister in Meudon
sitzt, die Grundsätze seiner Kunst
schon beinahe Allgemeinplätze sind
und das große Publikum vor jedes
AUGUSTE RODIN— PA RIS.
AUGUSTE RODIN PARIS.
Porträtbüste.
Porträtbüste: Mme. de Golonbeff.
neue Werk seiner bereits altern-
den und keineswegs mehr unbe-
dingt Meisterhaftes schaffenden
Kraft mit vorgefaßter Bewunde-
rung tritt, ist es schwer, vom Auf-
reizenden und Leidenschaftlichen
der noch vor einem Jahrzehnt um
diese Kunst geführten Kämpfe eine
richtige Vorstellung zu gewinnen.
Rodin lebt in einer schloßartigen
Villa, besitzt in Meudon — außer
den Pariser Ateliers — ein Riesen-
atelier, baut für sich privatim ein
Antikenmuseum und läßt den be-
freundeten Besucher durch Equi-
page und Diener vom Bahnhof ab-
holen. Die vielen Besucher ver-
ehren ihn fast abgöttisch, küssen
seine Hand, reiche Amerikaner zah-
len ein Vermögen für ihr Bildnis-
werk von seiner Hand. Das Große
seiner künstlerischen Intuition hat
noch heute ihr altes Zwingendes
selbst da, wo wie vielfach bei alten
Künstlern die Ausführung ihre Ver-
sprechung nicht immer zu erfüllen
vermag. — Bei Rodin läßt sich nicht
1910. II. 4.
129
ihn auf den künstlerischen Thron
Frankreichs. Und sie hat sich nicht
geirrt, seit den Tagen der Renais-
sance sah die Welt keinen größeren
Bildhauer von selbständiger Eigen-
art. Der Kampf war hart und ein
Wunder, daß Rodin seinen Weg
unbeirrt weiterging. Es gehörte zum
guten Ton in Paris, Rodin zu ver-
lachen und zu verlästern, als end-
lich die Staatsaufträge kamen, ent-
blödeten sich führende Blätternicht,
ihm vorzuwerfen, daß er Staats-
gelder veruntreue und ähnliches
mehr. — Er hat den Kampf für die
neue Plastik allein durchgeführt.
Ohne ihn kein Verständnis für die
Bartholome und Charpentier und
Minne, ja weiter hinaus in die Welt
für die Klinger und Klinisch. War
je ein großer Künstler in Schwerem
und Kampf ein Bahnbrecher, so war
es Auguste Rodin. — Heute, da
Rodin als Altmeister in Meudon
sitzt, die Grundsätze seiner Kunst
schon beinahe Allgemeinplätze sind
und das große Publikum vor jedes
AUGUSTE RODIN— PA RIS.
AUGUSTE RODIN PARIS.
Porträtbüste.
Porträtbüste: Mme. de Golonbeff.
neue Werk seiner bereits altern-
den und keineswegs mehr unbe-
dingt Meisterhaftes schaffenden
Kraft mit vorgefaßter Bewunde-
rung tritt, ist es schwer, vom Auf-
reizenden und Leidenschaftlichen
der noch vor einem Jahrzehnt um
diese Kunst geführten Kämpfe eine
richtige Vorstellung zu gewinnen.
Rodin lebt in einer schloßartigen
Villa, besitzt in Meudon — außer
den Pariser Ateliers — ein Riesen-
atelier, baut für sich privatim ein
Antikenmuseum und läßt den be-
freundeten Besucher durch Equi-
page und Diener vom Bahnhof ab-
holen. Die vielen Besucher ver-
ehren ihn fast abgöttisch, küssen
seine Hand, reiche Amerikaner zah-
len ein Vermögen für ihr Bildnis-
werk von seiner Hand. Das Große
seiner künstlerischen Intuition hat
noch heute ihr altes Zwingendes
selbst da, wo wie vielfach bei alten
Künstlern die Ausführung ihre Ver-
sprechung nicht immer zu erfüllen
vermag. — Bei Rodin läßt sich nicht
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