Auguste Rodin-Paris.
auguste rodin-paris. Marmorplastik: Karyatide. »Schmerzgequälte ihre Last tragend«.
des, es ist ein in Jahrhunderten schier ein-
maliges Gnadengeschenk, in der neuen Kunst
nur mit einem Seitenstück: Adolf Menzel.
Wenn Rodin in seiner Plastik einer alten Frau
diesen müden ausgemergelten Körper mit allen
seinen Merkmalen unter der Ausscheidung des
Unwesentlichen — Zufälligen und nicht allge-
mein Gültigen — in großartiger Harmonie gibt,
so zeugt grade dieser großzügige Realismus ein
Symbol von ganz anders ewig gültiger Schön-
heit als dies eine kitschig bewußte symbolische
Darstellung „Das Alter" je zu tun vermochte.
Das neue plastische Evangelium predigt im
Gegensatze zum alten Evangelium von der
Schönheit als Ruhe, daß Schönheit Bewegung
ist. Rodin faßt seine Gestalten in einem
Augenblicke hoher Erregung, er weiß, daß der
Körper die zweckmäßige Schönheit seiner An-
lage eben nur in ihrem Gebrauch unwiderleg-
lich beweisen kann. Die Leidenschaft der
momentanen Bewegung zu monumentalisieren,
diese früheren Zeiten schier widersinnig er-
scheinende Aufgabe, hat RodinsWerk verwirk-
licht und hiermit der Plastik neue Wege ge-
wiesen aus klassizistischer Erstarrung heraus,
ihr eine neue Welt geöffnet. — l. b. w.
135
auguste rodin-paris. Marmorplastik: Karyatide. »Schmerzgequälte ihre Last tragend«.
des, es ist ein in Jahrhunderten schier ein-
maliges Gnadengeschenk, in der neuen Kunst
nur mit einem Seitenstück: Adolf Menzel.
Wenn Rodin in seiner Plastik einer alten Frau
diesen müden ausgemergelten Körper mit allen
seinen Merkmalen unter der Ausscheidung des
Unwesentlichen — Zufälligen und nicht allge-
mein Gültigen — in großartiger Harmonie gibt,
so zeugt grade dieser großzügige Realismus ein
Symbol von ganz anders ewig gültiger Schön-
heit als dies eine kitschig bewußte symbolische
Darstellung „Das Alter" je zu tun vermochte.
Das neue plastische Evangelium predigt im
Gegensatze zum alten Evangelium von der
Schönheit als Ruhe, daß Schönheit Bewegung
ist. Rodin faßt seine Gestalten in einem
Augenblicke hoher Erregung, er weiß, daß der
Körper die zweckmäßige Schönheit seiner An-
lage eben nur in ihrem Gebrauch unwiderleg-
lich beweisen kann. Die Leidenschaft der
momentanen Bewegung zu monumentalisieren,
diese früheren Zeiten schier widersinnig er-
scheinende Aufgabe, hat RodinsWerk verwirk-
licht und hiermit der Plastik neue Wege ge-
wiesen aus klassizistischer Erstarrung heraus,
ihr eine neue Welt geöffnet. — l. b. w.
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