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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Post, Hermann: Bruno Paul als Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0187

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Bruno Paul als Architekt.

Abwechslungsreichtum zu zeigen, ohne un-
ruhig zu wirken und so ruhige große Flächen
zur Anwendung zu bringen, wie die bis zur
Decke mit weiß lackiertem Holz getäfelten
Wände des Speisezimmers.

Überhaupt zeigt die außerordentliche Fülle
und Schönheit der zur Verwendung kommen-
den Tapeten, Stoffe, Teppiche, Beleuchtungs-
körper usw., die alle den Vereinigten Werk-
stätten für Kunst im Handwerk entstammen,
wie sehr dieses Unternehmen dem bei seiner
Gründung 1897 obwaltenden Zweck gerecht
geworden ist, nämlich dem Künstler ein voll-
kommenes Handwerkszeug zur Ausführung
seiner Pläne an die Hand zu geben. —

Wie es dem Charakter einer Vorhalle, die
ja in gewissem Sinne jedem zugänglich ist,
entspricht, empfängt das Entree den An-
kömmling mit Zurückhaltung, hervorgerufen
durch die schon erwähnte geringe Höhe des
Raumes einerseits, andererseits auch durch
die feierlich gehaltene Ausstattung (durch kein
Profil unterbrochene schwarz-weiße Marmor-
täfelung bis zur Decke, Türen und Holzum-
rahmungen aus schwarz-grün gebeizter Eiche,

dunkelviolette Stoffe, ebensolche Lampen-
schirme auf dunkelbronzenen Wandleuchtern;
das Terrazzo wiederholt die Farbtöne).

Desto wärmer und volltönender setzt die
Stimmung der hochstrebenden Treppenhalle
ein, des eigentlichen Kernes des Hauses (bis
zum zweiten Stock mit leicht profilierter deut-
scher Birke getäfelt, deren Braun ins Goldgrüne
spielt; der obere Teil der Wände und die
einfach kassettierte Stuckdecke in grünlich
schimmerndem Weiß; Geländervergitterung
und die das Emporstreben betonenden Strei-
fen der Täfelung dunkelgrün gebeizte Eiche;
dunkelblauer Teppich und Treppenläufer).

Das sich anschließende Speisezimmer
von mittlerer Höhe und behaglicher Breite
vollendet den Dreiklang, indem es den an-
geschlagenen Tönen eine helle und heitere
Note hinzufügt: weiß-lackierte Holztäfelung
bis zur Decke hinauf, letztere ebenfalls weiß
und nur durch schmalen Goldstreifen abge-
setzt; die Möbel aus hellgelbem Zitronenholz
mit rotem Saffianlederbezug der Stühle, sil-
berne Leuchter, hellgrüner Teppich; also alles
Farben, deren Zusammenstellung in der Theo-

1910. III. 2.

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