Die Hingabe an das Kunstiverk.
PROFESSOR
BRUNO PAUL.
LUSTER IM
SPEISEZIMMER'
sonderes Geschehnis die Nerven reizt oder
eine süßlich glatte Malerei für künstlerische
Vollendung gehalten wird" (Tschudi). Wer
sich auf den Inhalt stürzt und zu jeder eigen-
tümlich geformten Nase, jedem Fliederbusch
einen Roman zusammenbuchstabiert. Wer
aus jedem Porträt eine Ähnlichkeit heraus-
liest. Wer das Stilleben zum Anbeißen findet,
sich über die Merkwürdigkeiten der Mode von
anno dazumal gar nicht genug wundern kann.
Wer vor dem Produkt desWebstuhls, der großen
Leinwand, ungeheuren Respekt zeigt. Wernicht
genügend Gesichtseindrücke aufgespeichert
besitzt, dauernd den Kopf schütteln muß und
schließlich verstockt wird. Wer nicht irgendwie
selbst ein kleiner Künstler, und sei's im Anrich-
ten einer Bowle oder im Falten der Krawatte.
Wer kann von der Kunst gesegnet werden?
Wer an dem Werk selbst, ohne alle Neben-
umstände, Nebengedanken, Nebenabsichten
sein Vergnügen hat, stille naive Freude, kind-
liches Entzücken. Wer sich ein wenig fragt:
1910. in. 4.
191
PROFESSOR
BRUNO PAUL.
LUSTER IM
SPEISEZIMMER'
sonderes Geschehnis die Nerven reizt oder
eine süßlich glatte Malerei für künstlerische
Vollendung gehalten wird" (Tschudi). Wer
sich auf den Inhalt stürzt und zu jeder eigen-
tümlich geformten Nase, jedem Fliederbusch
einen Roman zusammenbuchstabiert. Wer
aus jedem Porträt eine Ähnlichkeit heraus-
liest. Wer das Stilleben zum Anbeißen findet,
sich über die Merkwürdigkeiten der Mode von
anno dazumal gar nicht genug wundern kann.
Wer vor dem Produkt desWebstuhls, der großen
Leinwand, ungeheuren Respekt zeigt. Wernicht
genügend Gesichtseindrücke aufgespeichert
besitzt, dauernd den Kopf schütteln muß und
schließlich verstockt wird. Wer nicht irgendwie
selbst ein kleiner Künstler, und sei's im Anrich-
ten einer Bowle oder im Falten der Krawatte.
Wer kann von der Kunst gesegnet werden?
Wer an dem Werk selbst, ohne alle Neben-
umstände, Nebengedanken, Nebenabsichten
sein Vergnügen hat, stille naive Freude, kind-
liches Entzücken. Wer sich ein wenig fragt:
1910. in. 4.
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