Die Hingabe an a]as Kunstwerk.
BRUNO PAUL.
GEDECKTER TISCH.
ob er wohl auch die Dinge bisher so gesehen
hat, wie sie da hingeschrieben stehen, was
neu an dieser Auffassung ist. Wer überlegt:
wie die wunderliebliche Hexerei vor sich ge-
gangen sein mag, daß die Fläche geheimnisvolle
Tiefen verkündigt, die Luft zu flimmern, das
Feuer zu sprühen, die Lippen zu zittern schei-
nen. — Genießen, das heißt (psychologisch be-
griffen) dem ästhetischen Prozeß freien Lauf
lassen. Rein sinnlich beginnt es. Eine Farbe
entzückt uns, wir können uns an ihr garnicht
satt sehen, eine Linie gewährt dem Auge wohlig
wogende Bewegung; immer wieder gleitet der
Blick über den Nacken der Venus, spielt um
Dianens federnden Fuß, ein apollonisches
Handgelenk. Träumerisch verlieren wir uns in
Pissarros nebelverhangenen Straßen. Monets
Luft läßt uns wie durch einen Schleier aus
Seidenfäden das Unbestimmte sehen. Gemäch-
lich spaziert das Auge in holländischen Land-
schaften und gleitet mit schweren Schwingen
längs Millets gewaltigem Horizont. — Soviel
Kunstwerke, soviel Möglichkeiten, ein Stück
Welt in sich aufzunehmen, in dessen tiefster
Glut und feinstem Schimmer mit allen Fasern
der sehenden Seele.
ROBERT BREUER.
193
BRUNO PAUL.
GEDECKTER TISCH.
ob er wohl auch die Dinge bisher so gesehen
hat, wie sie da hingeschrieben stehen, was
neu an dieser Auffassung ist. Wer überlegt:
wie die wunderliebliche Hexerei vor sich ge-
gangen sein mag, daß die Fläche geheimnisvolle
Tiefen verkündigt, die Luft zu flimmern, das
Feuer zu sprühen, die Lippen zu zittern schei-
nen. — Genießen, das heißt (psychologisch be-
griffen) dem ästhetischen Prozeß freien Lauf
lassen. Rein sinnlich beginnt es. Eine Farbe
entzückt uns, wir können uns an ihr garnicht
satt sehen, eine Linie gewährt dem Auge wohlig
wogende Bewegung; immer wieder gleitet der
Blick über den Nacken der Venus, spielt um
Dianens federnden Fuß, ein apollonisches
Handgelenk. Träumerisch verlieren wir uns in
Pissarros nebelverhangenen Straßen. Monets
Luft läßt uns wie durch einen Schleier aus
Seidenfäden das Unbestimmte sehen. Gemäch-
lich spaziert das Auge in holländischen Land-
schaften und gleitet mit schweren Schwingen
längs Millets gewaltigem Horizont. — Soviel
Kunstwerke, soviel Möglichkeiten, ein Stück
Welt in sich aufzunehmen, in dessen tiefster
Glut und feinstem Schimmer mit allen Fasern
der sehenden Seele.
ROBERT BREUER.
193