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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 25.1909-1910

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Westheim, Paul: Karikatur und Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7377#0426

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dt

Professor
J. Hoffmanti

Vogelkäfig
mit Blumen-
tisch.



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trübe Flämmchen des
Nachtlichts ahnen läßt.
Für den Zorn, denHaß
und die Verachtung
die große, die über-
zeugende Form zu su-
chen, ist sein Begeh-
ren. Diese Satire duldet
daher die ästhetische Be-
trachtungsweise. Soll doch
hier ein menschliches Rin-
gen um Menschheitswerte
auf eine knappe Formel
gebracht werden. Mag ihr
Vorzeichen auch negativ
sein, mag sie statt der
weihevollen Ruhe den lei-
denschaftlichsten Ingrimm
entfachen, erkennbar bleibt
immer die Schöpferwucht,
die den ernsten Künstler
zu seiner Tat antreibt. —
Dadurch allein vermag die
Karikatur auch fortzuwir-
ken über ihre Stunde und
ihr Zeitalter hinaus. Der
äußerliche Anlaß kann ent-
fallen, die Aktualität eines
Goya, Hogarth, Daumier,
Toulouse-Lautrec und —
um die Verzweigung der

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Linie anzudeuten Heine,
Rud. Wilke, Gulbransson,
Ernst Stern, entschwindet,
unvergänglich ist die
Art der Auseinander-
setzung mitdemPöbel-
instinkt. War dieser mit
dem Röntgenstrahlenblick
seiner Zufälligkeit entklei-
det, war die Gesetzlichkeit
der jammerbaren Triebe
aufgezeigt, dann behält das
Blatt für alle Zeiten Wert
und Wucht. Denn nicht
nur das Edle erhält sich
immerdar unter der ständig
zerfallenden, ständig er-
neuernden Oberfläche.
Der Witzbold erregt die
Lachmuskeln. Eulenspie-
geleien sind unterhaltsam
und beliebt. Die wirkliche
Satire aber ist Herois-
mus und fordert Hero-
ismus. — Somit wäre die
Karikatur wohl ethisch
zu betrachten, doch
ästhetisch zu bewer-
ten. - PAUL WESTHEIM.

Je höher die Kultur, desto
ehrenvoller wird die Arbeit. R.



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