Hanns l'Ei.i.AR MÜNCHEN. Temperabild: »Märchen«. Privatbesitz.
HANNS PELLAR—MÜNCHEN.
VON FRITZ v. OSTINI.
Im vergangenen Frühsommer zeigte mir der war die Sache schon zu wagen. Was sofort
Münchner Verlagsbuchhändler G. Dietrich für Hanns Pellar einnimmt, ist dieser Reich-
ein paar Aquarelle eines jungen Künstlers, tum an echter Phantasie, die sich nicht im
von dem ich noch nie eine Arbeit gesehen Ausdenken grotesker Geschehnisse und For-
und fragte, ob ich zu einer Serie dieser phan- men erschöpft, die auch ihren eingeborenen
tastischen Blätter den verbindenden Text für Stil und ihre besonderen technischen, ihre
ein Märchen-Bilderbuch schreiben wolle. Und speziellen farbigen Ausdrucksmittel hat!
ich sagte ohne Besinnen zu, so wenig dank- Gerade in bezug auf die letzteren erschie-
bar die Aufgabe ist, zu gegebenen Bildern nen Pellars zierliche Wasserfarbenbilder neu-
eine Handlung zu erfinden — bekanntlich wird artig und persönlich. Das war so merkwür-
auf solchem Gebiete sonst der umgekehrte dig prickelnd und flimmernd, so reizvoll „un-
Weg eingeschlagen! Aber der erste Blick wirklich" und frei von materieller Schwere,
auf die Pellarschen Bilder erschloß auch den daß man sich keinen besseren Stil für die
Blick in eine neue, fremde, reizvolle und bunte künstlerische Gestaltung eines Märchens wün-
Phantasiewelt, in echtes Märchenland. Da sehen konnte; phantastisch waren nicht nur
1910. VII. 1.
HANNS PELLAR—MÜNCHEN.
VON FRITZ v. OSTINI.
Im vergangenen Frühsommer zeigte mir der war die Sache schon zu wagen. Was sofort
Münchner Verlagsbuchhändler G. Dietrich für Hanns Pellar einnimmt, ist dieser Reich-
ein paar Aquarelle eines jungen Künstlers, tum an echter Phantasie, die sich nicht im
von dem ich noch nie eine Arbeit gesehen Ausdenken grotesker Geschehnisse und For-
und fragte, ob ich zu einer Serie dieser phan- men erschöpft, die auch ihren eingeborenen
tastischen Blätter den verbindenden Text für Stil und ihre besonderen technischen, ihre
ein Märchen-Bilderbuch schreiben wolle. Und speziellen farbigen Ausdrucksmittel hat!
ich sagte ohne Besinnen zu, so wenig dank- Gerade in bezug auf die letzteren erschie-
bar die Aufgabe ist, zu gegebenen Bildern nen Pellars zierliche Wasserfarbenbilder neu-
eine Handlung zu erfinden — bekanntlich wird artig und persönlich. Das war so merkwür-
auf solchem Gebiete sonst der umgekehrte dig prickelnd und flimmernd, so reizvoll „un-
Weg eingeschlagen! Aber der erste Blick wirklich" und frei von materieller Schwere,
auf die Pellarschen Bilder erschloß auch den daß man sich keinen besseren Stil für die
Blick in eine neue, fremde, reizvolle und bunte künstlerische Gestaltung eines Märchens wün-
Phantasiewelt, in echtes Märchenland. Da sehen konnte; phantastisch waren nicht nur
1910. VII. 1.