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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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K.: Gesangbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0147

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QESANGBÜCHER. Die Kirche hat es schlecht
verstanden, sich die moderne Bewegung
dienstbar zu machen. Wie wenig die christlichen
Kultbauten von der Architektur unserer Zeit pro-
fitiert haben, das zeigte recht deutlich die vor-
jährige Düsseldorfer Ausstellung für Christliche
Kunst. Mit wenigen Daten, dem Bau Otto Wag-
ners für Wien, den Bauten Schumachers und der
anderen Dresdner, den dörflich temperierten Pre-
digten Theodor Fischers und den sakralen Ver-
suchen des Peter Behrens, ist die Tabelle beinahe
erschöpft. Und nicht viel anders als um die Ar-
chitektur steht es mit der Malerei, der Plastik,
dem Kunstgewerbe. Und was das Schlimmste ist:
für all diese Gebiete könnte man nachweisen, daß
die Künstler wohl bereit gewesen wären, dafj aber
die Kirche kein Bedürfnis empfand. Charak-
teristisch genug ist es, daß zum Exempel die
Protestanten, denen das Buch, die Bibel und der
Psalter, ein Objekt besonderer Andacht ist, nur
wenig Sorge darum trugen, den heiligen Büchern,
die unter dem Niedergang unserer Druckkultur
nicht wenig gelitten hatten, jetzt, nachdem wir
dies wieder zu leisten vermögen, eine würdige
Gestalt zu geben. Einst waren die Bibeldrucke
^'e Perlen des typographischen Könnens, heule
S'bt es nur sehr wenige, anständige, lesbare und
symbolkräftige Ausgaben. Die von Sütterlin be-
Sorgte, in der Reichsdruckerei entstandene und

von der preußischen Hauptbibelgesellschaft ver-
triebene, ist beinähe allein zu nennen. Ähnlich
steht es um die Gesangbücher. Gegenüber die-
sem Tiefstand gibt es nur wenige Oasen. Hier-
über eine Übersicht gewährte eine kleine Aus-
stellung der Bibliothek des Berliner Kunstgewerbe-
museums. An erster Stelle ist das Straßburger
Gesangbuch zu nennen. Es wurde von Otto Hupp
als Ganzes mit dessen Neudeutsch, mit Initialen,
die Porträtköpfe auf rotem Grund zeigen, mit
eigens ersonnenem Einband und Vorsatz, als eine
schöne Frucht modernen Könnens, geschaffen.
Nicht ganz so gut, aber immerhin erträglich, ist
die mit Bildern von Rudolf Schäfer geschmückte
Ausgabe des sächsischen Gesangbuches. Auch
die bilderlose, bei Teubner gedruckte sächsische
Ausgabe ist immerhin noch akzeptabel. Ganz
unmöglich aber muß man das brandenburgische
Buch heißen. Da wäre es wirklich an der Zeit,
nun einmal die alten, längst ausgedienten Stereo-
typen, die Vielverdienenden, zu zerbrechen. Ob-
gleich nun gegenwärtig an dem Buchkörper alles
unzulänglich ist, hat man hier und da doch ver-
sucht, ihm wenigstens einen erträglichen Einband zu
verschaffen. Ehmcke und Paul Kersten machten für
die Großbuchbinderei von Lüderitz und Bauer die
Entwürfe. Übrigens hat auch Teubner für seine
Ausgabe durch Tiemann gute, in ihrer Schlicht-
heit fromme Einbände herstellen lassen. — k.

rtn™* re1chkneder-mükchen

teils nach entwürfen von l. hohlwein.

kassetten in kirschbaum um)
»adouc mit schwarzen einlagen.

1910. VIII. 6.
 
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