Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

DOI article:
Ostini, Fritz von: Hanns Pellar - München
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0019

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hanns Pellar-München.

HANNS PELLAR—MÜNCHEN.

Für ihn als Maler kennzeichnend ist seine
reiche und pikante Farbe, ein Zug zum De-
korativen, der ihn aber nicht hindert, in ge-
wissem Sinne intim zu bleiben. Er hat eine
starke Freude an juwelenhaftem Reiz un-
gebrochener Farbe, aber keine Neigung zur
Buntheit. Hier verdankt er seinem Meister
Franz v. Stuck gewiß nicht wenig. Dieser liebt
es ja auch, in seine Bilder, die eine Wand so
prachtvoll schmücken, ein paar leuchtende Far-
ben wie Edelsteine einzusetzen, beobachtet
aber dabei eine weise Sparsamkeit mit diesen
kostbaren Mitteln, und es gibt Bilder Stucks,
die farbig ungeheuer reich erscheinen, obwohl
nur ein paar Pinselstriche in prismatisch klarer
Farbe die koloristische Note bestimmen, und
alles übrige, gedämpft und zurückgehalten, nur
durch den optischen Gegensatz zur farbigen
Wirkung beiträgt. So hält es auch Pellar in

Temperabild: »Nachtfalter«. Privatbesitz.

seinen Staffeleibildern, und hierin mag man ihn
wohl als einen Nachfolger Stucks gelten lassen.
Auch die delikate und dünne Temperatechnik,
mit der sich soviel emailartige Leuchtkraft er-
zielen läßt, hat er wohl in Stucks Schule ge-
lernt. Ein Nachahmer ist er nicht; Pellars
Aquarelle verraten nicht den leisesten Anklang
an die Art und Weise Stucks, und ihr Wesen
ist doch dem der Staffeleibilder des jungen
Malers durchaus homogen.

Pellar wurde am 17. März 1886 in Wien
geboren, ist also noch blutjung. Er besuchte
in seiner Vaterstadt ein paar Jahre das Gym-
nasium mit der Absicht, in die Kadettenschule
einzutreten und dann Offizier zu werden.
Aber die Lust zum Zeichnen überwog bei
ihm die Freude an den Wissenschaften. Seine
Karikaturen und phantastischen Entwürfe
fielen Freunden des Hauses auf, und schließ-

5
 
Annotationen