Hanns Pellar—München.
dern-Phantastische übersetzt ist. Er ist als
Frauenschilderer eben doch ein Kind seinerZeit,
und ein gewisser morbider Hauch kennzeichnet
fast immer seine Typen. Fast alle Frauen, die
Pellar malte, sind ein wenig als „fleurs du mal"
aufgefaßt. Manche sind es nicht nur ein wenig,
sondern ganz und gar und von Profession
sündhaft. Die Pellarschen Pastelle behandeln
mit Vorliebe pikante, moderne Frauengestal-
ten. Damen mit Riesenhüten, meist ein wenig
unter lebensgroß usw. Doch sind wohl im all-
gemeinen von seinen bisherigen Arbeiten die
phantastischen Stücke denen vorzuziehen, die
blos auf mondänen Chic gestimmt sind. Sein
eigenstes Gebiet ist wie gesagt eine roman-
tische Rokoko-Welt, in die aber auch Ge-
schöpfe aus einer anderen Dimension, aus der
der Fabel, Zutritt haben. Wir sehen die Schönen
hier im Schatten mysteriöser Parks promenie-
ren und in noch mysteriösere Pavillons eintre-
ten und dort aus einer wunderlichen Theater-
loge niederlächeln, wir sehen sie aber auch ge-
legentlich in seltsamem Zusammensein mit Fau-
nen und Satyrn oder mit Zwergen, wie sie im
„KleinenKönig" vorkommen. Eins der besten
und charakteristischsten Bilder der letzteren
Art, der Gang „Zum Liebestempel", gehört zu
Pellars jüngsten und auch malerisch reifsten
Leistungen. Zwei schöne Mädchen in Krino-
linegewändem werden da von einem Satyr
durch einen üppigen Park an ein Tempeltor
geleitet, hinter dem man die Mysterien eines
galanten Isisdienstes vermuten mag. Die derb-
drollige Vergnügtheit des Satyrs und die
kichernde Grazie der Rokokoweibchen nimmt
dem Gegenstand alles Sinnliche und Schwüle,
man denkt nur an die hübsche Gruppe. Mit
famoser Geschicklichkeit ist der rote Umhang
der einen Dame zur beherrschenden Farbe des
Bildes gemacht, alles übrige tritt in kühles,
grünes Dunkel zurück. Zu den drei Frauen-
gestalten des Bildes hat Pellar süperbe Pastell-
studien gezeichnet, die wieder Bilder für sich
sind und von seinem zeichnerischen Können
einen sehr hohen Begriff geben.
Ein anderes dieser neuen Tafelbilder heißt
„Liebeslied". Im Schattendunkel des Hinter-
grundes zwei musizierende Faune, wie sie
der Maler gern als Sinnbilder erotischer Ge-
fühle nimmt und vorn eine Schöne, die ihnen
lauscht. Eine andere Variante dieses Vor-
wurfs gibt jenes Bild in diesem Hefte wieder,
auf dem ein hübsches Mädchen einen flöte-
blasenden Faunbuben auf der Harfe begleitet.
Zu Pellars hübschesten Bildern der letzten
Zeit gehört das „Cabaret", eine anmutige
Sängerin in gelbem Kleid vor tiefviolettem
Theatervorhang. Einen dunkelgekleideten
Harlekin mit der Laute vor einer lichten Dra-
perie, eine Vorstufe zum „Cabaret", hat der
Maler vor einiger Zeit in Pastell skizziert.
Die Vorliebe für die Gestalten des acht-
zehnten Jahrhunderts gewann unser Künstler
vor zwei Sommern in Versailles, als er diesen
klassischen Boden der galanten Feste mit
seiner jungen Frau zum ersten Mal besuchte.
Dort, wo an den stillen Werktagen in Parks,
Schlössern und Pavillons uralte Erinnerungen
so seltsam eindringlich zum Besucher
sprechen, daß auch ein mit Phantasie
minder reich begabter Mensch die Spuk-
gestalten im hellen Sonnenschein wandeln
zu sehen glaubt, mußte ein Maler von
Pellars besonderer Eigenart naturgemäß die
stärksten Eindrücke empfangen. Er hat auch
wohl direkt Motive aus Versailles verwendet.
Abgesehen von seinen Bildern zum „Kleinen
König" war Pellar, wie sich das bei seiner
speziellen Begabung fast von selbst versteht,
dann auch noch mehrfach als Illustrator tätig,
für den „Lieben Augustin", die „Lustigen
Blätter" und den „Simplizissimus".
Man kann von dem jungen Künstler mit
gutem Gewissen sagen, daß er nicht nur viel
Gutes verspricht, sondern dieses Versprechen
sogar schon vielfach wacker eingelöst hat, und
so darf man auch mit Zuversicht erwarten,
daß die ungewöhnlich frühen Erfolge seinem
Weiterstreben und dem Ernst seiner Kunst
nicht schaden werden! — f. v.o.
HELENS OE1R1NOBR — WIBN,
dern-Phantastische übersetzt ist. Er ist als
Frauenschilderer eben doch ein Kind seinerZeit,
und ein gewisser morbider Hauch kennzeichnet
fast immer seine Typen. Fast alle Frauen, die
Pellar malte, sind ein wenig als „fleurs du mal"
aufgefaßt. Manche sind es nicht nur ein wenig,
sondern ganz und gar und von Profession
sündhaft. Die Pellarschen Pastelle behandeln
mit Vorliebe pikante, moderne Frauengestal-
ten. Damen mit Riesenhüten, meist ein wenig
unter lebensgroß usw. Doch sind wohl im all-
gemeinen von seinen bisherigen Arbeiten die
phantastischen Stücke denen vorzuziehen, die
blos auf mondänen Chic gestimmt sind. Sein
eigenstes Gebiet ist wie gesagt eine roman-
tische Rokoko-Welt, in die aber auch Ge-
schöpfe aus einer anderen Dimension, aus der
der Fabel, Zutritt haben. Wir sehen die Schönen
hier im Schatten mysteriöser Parks promenie-
ren und in noch mysteriösere Pavillons eintre-
ten und dort aus einer wunderlichen Theater-
loge niederlächeln, wir sehen sie aber auch ge-
legentlich in seltsamem Zusammensein mit Fau-
nen und Satyrn oder mit Zwergen, wie sie im
„KleinenKönig" vorkommen. Eins der besten
und charakteristischsten Bilder der letzteren
Art, der Gang „Zum Liebestempel", gehört zu
Pellars jüngsten und auch malerisch reifsten
Leistungen. Zwei schöne Mädchen in Krino-
linegewändem werden da von einem Satyr
durch einen üppigen Park an ein Tempeltor
geleitet, hinter dem man die Mysterien eines
galanten Isisdienstes vermuten mag. Die derb-
drollige Vergnügtheit des Satyrs und die
kichernde Grazie der Rokokoweibchen nimmt
dem Gegenstand alles Sinnliche und Schwüle,
man denkt nur an die hübsche Gruppe. Mit
famoser Geschicklichkeit ist der rote Umhang
der einen Dame zur beherrschenden Farbe des
Bildes gemacht, alles übrige tritt in kühles,
grünes Dunkel zurück. Zu den drei Frauen-
gestalten des Bildes hat Pellar süperbe Pastell-
studien gezeichnet, die wieder Bilder für sich
sind und von seinem zeichnerischen Können
einen sehr hohen Begriff geben.
Ein anderes dieser neuen Tafelbilder heißt
„Liebeslied". Im Schattendunkel des Hinter-
grundes zwei musizierende Faune, wie sie
der Maler gern als Sinnbilder erotischer Ge-
fühle nimmt und vorn eine Schöne, die ihnen
lauscht. Eine andere Variante dieses Vor-
wurfs gibt jenes Bild in diesem Hefte wieder,
auf dem ein hübsches Mädchen einen flöte-
blasenden Faunbuben auf der Harfe begleitet.
Zu Pellars hübschesten Bildern der letzten
Zeit gehört das „Cabaret", eine anmutige
Sängerin in gelbem Kleid vor tiefviolettem
Theatervorhang. Einen dunkelgekleideten
Harlekin mit der Laute vor einer lichten Dra-
perie, eine Vorstufe zum „Cabaret", hat der
Maler vor einiger Zeit in Pastell skizziert.
Die Vorliebe für die Gestalten des acht-
zehnten Jahrhunderts gewann unser Künstler
vor zwei Sommern in Versailles, als er diesen
klassischen Boden der galanten Feste mit
seiner jungen Frau zum ersten Mal besuchte.
Dort, wo an den stillen Werktagen in Parks,
Schlössern und Pavillons uralte Erinnerungen
so seltsam eindringlich zum Besucher
sprechen, daß auch ein mit Phantasie
minder reich begabter Mensch die Spuk-
gestalten im hellen Sonnenschein wandeln
zu sehen glaubt, mußte ein Maler von
Pellars besonderer Eigenart naturgemäß die
stärksten Eindrücke empfangen. Er hat auch
wohl direkt Motive aus Versailles verwendet.
Abgesehen von seinen Bildern zum „Kleinen
König" war Pellar, wie sich das bei seiner
speziellen Begabung fast von selbst versteht,
dann auch noch mehrfach als Illustrator tätig,
für den „Lieben Augustin", die „Lustigen
Blätter" und den „Simplizissimus".
Man kann von dem jungen Künstler mit
gutem Gewissen sagen, daß er nicht nur viel
Gutes verspricht, sondern dieses Versprechen
sogar schon vielfach wacker eingelöst hat, und
so darf man auch mit Zuversicht erwarten,
daß die ungewöhnlich frühen Erfolge seinem
Weiterstreben und dem Ernst seiner Kunst
nicht schaden werden! — f. v.o.
HELENS OE1R1NOBR — WIBN,