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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Mayr, Karl: Ernst Kropp - München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0030

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Ernst Kropp—München.

ERNST KRUPP MÜNCHEN.

»Auf dem Markt«.

stände im Raum und im Licht darstellen. Da
mußte er freilich viele frühere Grundsätze, sorg-
fältige Untermalung u. a. entschlossen über
Bord werfen und die Natur nach liebevollem
und eindringlichem Studium in energischer
Weise übersetzen. Allmählich gewann er Klar-
heit darüber, wie unendlich schwieriger die
Probleme der starken und freien Farbe sind
als alles sorgfältige, in gewissem Sinne primi-
tive Natur-Kontrafettertum. Immer mehr be-
geisterte er sich für die satte, reine und rein
aufgetragene Farbe und befreite nach und nach
seine Palette von allen üblen, „malerischen"
Trübungen. So errang er eine schöne, delikate
Sauberkeit, die seinen helltönigen Bildern einen
aparten Reiz verleiht. Ohne weiteres ist auch
aus den Abbildungen ersichtlich, daß Kropp in
seinen Darstellungen mit Kraft und Glück nach
Flächigkeit und bildmäßiger Abrundung strebt.

Neben dieser Behandlungsart fallen ferner
als äußere Merkmale auf: die zarten Übergänge
der Tonwerte, die starken, oft kontrastfarbigen
Umrisse und das bewußte Abweichen von der
naturalistischen Zeichnung, das sich von selbst
einstellt, sobald man Eindrücke mit starken
Farben wiederzugeben versucht. Übertrei-
bungen der Farbe, die bei derartigen Absich-

ten eine organische Notwendigkeit sind, dienen
vor allem der Charakteristik der Vorwürfe und
Personen. Es ist nicht schwer, in manchem
den Einfluß neuerer Pariser Bewegungen zu
sehen, — um so mehr als einige Bilder dem
farbigen Reiz des bretonischenVolkstums ihren
Ursprung verdanken. Aber diese Anregungen
würden für einen werdenden deutschen Künst-
ler nur dann eine ernste Gefahr bedeuten,
wenn sich auch in der übrigen künstlerischen
Konstitution Schwäche und Abhängigkeit ver-
rieten. Das darf jedoch getrost in Abrede ge-
stellt werden. Denn die bisherigen Arbeiten
Kropps zeigen fast durchweg große Frische und
unmittelbare Begeisterung durch den Gegen-
stand, eine anmutige Sinnlichkeit und einen
eigenartigen, schon jetzt hochentwickelten Ge-
schmack. Mit dem ruhenden Akt in den blauen
Schuhen auf der dunklen, rotgeblumten Decke,
dem lebendigen Porträt sowie mit dem lieb-
lichen, auf Rosa und Gelb gestellten „Neuen
Hut" hat sich Kropp schon völlig selbst gefun-
den und koloristische Akkorde angeschlagen,
die durchaus sein persönliches Eigentum sind.
Der Weiterentwicklung dieser zweifellosen Be-
gabung darf daher mit Vertrauen und begie-
rigem Interesse entgegengesehen werden. —

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