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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Glass, Max: Emanuel Josef Margold Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0060

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ARCHITEKT EMANUELJ. MARGOLD- WIEN

KOLUMBARIUM MIT ARKADENHOF, MITTELPARTIE

den Schüler zu sehr ans Reißbrett schmieden,
so daß er schließlich mehr Flächen- als Raum-
gefühl, mehr Linien- als Materialverständnis
erhält. Eine praktische Angliederung von
Werkstätten wäre da vonnöten.

Margold aber erkannte die Monumentali-
tät dieser Kunst, und vor allem war es die
wuchtige Frührenaissance, die ihn anzog.
Dann kam er zu Hoffmann nach Wien. Hier
bildete er sich vorwiegend in der Innenarchi-
tektur und im Dekor aus. Zu einer Zeit, wo
das geometrische Ornament vorherrscht, geht
Margold zum figuralen Blattornament über.
Die Grundlage war ihm fleißiges Naturstudium,
und darum bewahrt seine ganze Ornamentik,
so sehr sie auch stilisiert sein mag, den Stem-
pel des Wahrscheinlichen.

Niemals aber verliert er sich in krausen
Details und geschnörkelten Verzierungen, son-
dern seine Ornamentik ist großzügig und trägt
eine unaufdringliche Gesetzmäßigkeit in sich,
die erkennen läßt, daß er sich viel mit dem
geometrischen Dekor seines Lehrers beschäf-
tigt hat und nun ähnliche Prinzipien der Wir-
kung auf sein Blattornament überträgt. Diese
glückliche Verschmelzung gibt seiner Orna-
mentik den Reiz und die Kraft.

Die Vielseitigkeit Margolds ist die Ge-
währ seiner bedeutenden Entwicklung. Eine

besondere Vorliebe hatMargold für die Außen-
architektur. Er hat vor allem den Zweck des
Baues im Auge und sucht diesen Grundge-
danken in sachlich ernster Weise durchzu-
führen. Die kompakte Massenwirkung, durch
einfache, streng profilierte Ornamentik geho-
ben, erscheint ihm als Ideal. Er vermeidet
unzweckmäßigen Schmuck und bringt ihn nur
an solchen Stellen und in solcher Form an,
daß er nicht von der Wucht des Baues erdrückt
wird. In der Architektur Margolds liegt et-
was Ernstes, fast Getragenes, so daß ihm die
Bauten, die dem Totenkult dienen, beson-
ders geraten. Das beweist die Monumenta-
lität des Kolumbariums, die stumme Feier-
lichkeit seiner Gruftanlage und das ernste
Pathos des Kriegerdenkmals. Besonders bei
der Gruftanlage, einem Kuppelbau, ist ihm
die eigenartige Lösung der Torfassade glän-
zend gelungen. Der Eingang ist hervorsprin-
gend und von einem in die Länge gezogenen
Halbrundstab umschlossen. Die Grablaternen
sind derart angebracht, daß sie nach innen
reflektieren und nur den Eingang beleuchten,
während der übrige Teil der Gruft im Dunkeln
bleibt, eine feinsinnig ausgedachte Licht-
Wirkung. Dieser in strengen Formen ge-
haltene Bau wird durch einen rein antiken
Dekor geschmackvoll gehoben. Die Mauer-

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