Probleme des Städtebaus.
wünscht. Statt diesen
agilen Geist für das
Staatsleben frucht-
bar zu machen, su-
chen die maßgeben-
den Instanzen, ihn
künstlich wieder nie-
derzuhalten und sei-
nen äußeren Halt, die
Großstadt, zu schwä-
chen und zu lähmen.
So wird denn die gan-
ze Frage zum poli-
tischen Problem.
— Schlimmer als alle
mittelalterlichen Fe-
stungswälle schnürt
der Staat mit seinen
Gesetzesvorschriften
die Städte ein. Dem
Buchstaben nach ha-
ben sie ja die S elb st-
verwaltung. Aber
wehe, wenn sie davon
Gebrauch machen!
Es gibt so viele ver-
borgene Schlingen
undFallen, daß selbst
die größte Stadt kei-
ne Maßnahme wagen
darf, die der Regie-
rung unerwünscht
wäre. Sie hätte die
ganze Brutalität ge-
setzlich organisierter
Chikane auszukosten,
alle die kleinen Be-
vorzugungen — die
heute die Städte und
deren Bürgermeister
so gefügig machen!!
— müßte sie entbeh-
ren, bis sie sich de-
und wehmütig fügt.
Diese Art Selbstver-
waltung ist nur ein
Vorteil für den Staat,
— der sich da-
durch aller Ver-
antwortlichkeit
entbindet. — Die
Politik läuftvor allem
darauf hinaus, das
na türliche Wachs-
tum der Städte
zu hindern, ja un-
ARCHITEKT EMANUEL JOSEF MAR GOLD—WIEN.
ORNAMENTALER SCHMUCK ZU EINEM TITELBLATT.
möglich zu ma-
chen. Die Vororte
werden gestärkt, be-
günstigt und dann
gegen die Mutter-
stadt ausgespielt.
Eingemeindungen
werden nach Mög-
lichkeit versagt, und
das würdelose Ziel
scheint erreicht,wenn
die einzelnen Kom-
munen eine engher-
zige und kleinliche
Kirchturms - Politik
zum Schaden der
Gesamtbevölkerung
treiben. Eine groß-
zügige Aufteilung in
eine Monumental-
stadt,Geschäftsstadt,
Arbeits- und Wohn-
stadt ist gar nicht
möglich. Denn man
kann es keiner dieser
Vorort - Kommunen
verdenken, wenn sie
sich sträubt, proleta-
rische Arbeitsstadt
zu werden, man kann
es auch verstehen,
wenn dieMutterstadt
ihre besten Steuer-
zahler nicht an die
schönere und moder-
nere Villenstadt drau-
ßenverlieren möchte.
Statt bequeme Ver-
kehrs -Möglichkeiten
zu schaffen, wird sie
solche Pläne zu ver-
eiteln trachten. Sie
versucht ihrerseits
die Vororte nieder-
zuhalten , und so
hat die Regierung
die erwünschte
gegenseitige
Schwächung. Die
politische Krankheit
ist vielleicht die
schlimmste, nicht die
einzige; sehen wir
uns einmal die Or-
ganisation des
Städtebaus an. —
6,,
wünscht. Statt diesen
agilen Geist für das
Staatsleben frucht-
bar zu machen, su-
chen die maßgeben-
den Instanzen, ihn
künstlich wieder nie-
derzuhalten und sei-
nen äußeren Halt, die
Großstadt, zu schwä-
chen und zu lähmen.
So wird denn die gan-
ze Frage zum poli-
tischen Problem.
— Schlimmer als alle
mittelalterlichen Fe-
stungswälle schnürt
der Staat mit seinen
Gesetzesvorschriften
die Städte ein. Dem
Buchstaben nach ha-
ben sie ja die S elb st-
verwaltung. Aber
wehe, wenn sie davon
Gebrauch machen!
Es gibt so viele ver-
borgene Schlingen
undFallen, daß selbst
die größte Stadt kei-
ne Maßnahme wagen
darf, die der Regie-
rung unerwünscht
wäre. Sie hätte die
ganze Brutalität ge-
setzlich organisierter
Chikane auszukosten,
alle die kleinen Be-
vorzugungen — die
heute die Städte und
deren Bürgermeister
so gefügig machen!!
— müßte sie entbeh-
ren, bis sie sich de-
und wehmütig fügt.
Diese Art Selbstver-
waltung ist nur ein
Vorteil für den Staat,
— der sich da-
durch aller Ver-
antwortlichkeit
entbindet. — Die
Politik läuftvor allem
darauf hinaus, das
na türliche Wachs-
tum der Städte
zu hindern, ja un-
ARCHITEKT EMANUEL JOSEF MAR GOLD—WIEN.
ORNAMENTALER SCHMUCK ZU EINEM TITELBLATT.
möglich zu ma-
chen. Die Vororte
werden gestärkt, be-
günstigt und dann
gegen die Mutter-
stadt ausgespielt.
Eingemeindungen
werden nach Mög-
lichkeit versagt, und
das würdelose Ziel
scheint erreicht,wenn
die einzelnen Kom-
munen eine engher-
zige und kleinliche
Kirchturms - Politik
zum Schaden der
Gesamtbevölkerung
treiben. Eine groß-
zügige Aufteilung in
eine Monumental-
stadt,Geschäftsstadt,
Arbeits- und Wohn-
stadt ist gar nicht
möglich. Denn man
kann es keiner dieser
Vorort - Kommunen
verdenken, wenn sie
sich sträubt, proleta-
rische Arbeitsstadt
zu werden, man kann
es auch verstehen,
wenn dieMutterstadt
ihre besten Steuer-
zahler nicht an die
schönere und moder-
nere Villenstadt drau-
ßenverlieren möchte.
Statt bequeme Ver-
kehrs -Möglichkeiten
zu schaffen, wird sie
solche Pläne zu ver-
eiteln trachten. Sie
versucht ihrerseits
die Vororte nieder-
zuhalten , und so
hat die Regierung
die erwünschte
gegenseitige
Schwächung. Die
politische Krankheit
ist vielleicht die
schlimmste, nicht die
einzige; sehen wir
uns einmal die Or-
ganisation des
Städtebaus an. —
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