Das Haus Brakl—München.
den Zimmern. Wiederum schneeweiße Wände.
Schwarze Leisten laufen am Boden hin und
umrahmen die Türen. An den Wänden Bilder-
schmuck. Vor allem fällt da Adolf Hengelers
großes Dekorationsstück „Die Isar" — auch
aus der Münchner Ausstellung von 1908
bekannt — imponierend ins Auge. Es ist in
der Auffassung groß, nicht nur in der Aus-
dehnung, und diese junge, holdselige Frau Isar,
die da von den Karwendelbergen hinunter ins
Tal blickt, ist zugleich eine Verkörperung der
heißen Liebe, die der Künstler für sein schönes
Heimatland imHerzen trägt. Im,, Herrenzimmer"
hat S e i d 1 den gemütlichsten Raum des Hauses
geschaffen. Täfelung aus chemisch gebeiztem
Zirbelholz, dessen rötlich-goldiger Ton dem
echter alter Zirbelbretter darum so absolut
gleich ist, weil die Behandlung des Holzes
eben nichts anderes bedeutet, als eine ober-
flächliche Verbrennung, eine Oxydation, wie
sie in Wirklichkeit sonst die Zeit besorgt. Span-
geflecht von gleichem Ton bildet die Füllungen,
Lederbänke, deren flachgepolsterte Lehnen
zum Teil ebenfalls in die Wand eingelassen
sind, laufen an den Wänden hin, bis ihnen ein
niedriger Bücherschrank den Platz abschneidet.
Über dem letzteren prangt das Hauptbild des
Raumes, eine flotte Parforcejagd aus der Bieder-
meierzeit von Angelo Jank. Auch sonst
hängen noch allerlei hübsche Bilder an diesen
Wänden, der „Weiße Pfau" von Leo Putz, ein
Kinderporträt von H. v. Habermann, ein
Rahmen mit frühen Karikaturen Franz von
Stucks, der dem Hausherrn auch ein charmantes
Pastellbildnis von dessen Töchterlein gemalt
hat. Originell ist der mittlere Beleuchtungs-
körper: eine Art von Planetarium, von dem
ein halbes Dutzend Sterne mit Glühlampen
herabhängt. Das blanke Messing macht in
dem warmen Halbdunkel dieses ausschließlich
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den Zimmern. Wiederum schneeweiße Wände.
Schwarze Leisten laufen am Boden hin und
umrahmen die Türen. An den Wänden Bilder-
schmuck. Vor allem fällt da Adolf Hengelers
großes Dekorationsstück „Die Isar" — auch
aus der Münchner Ausstellung von 1908
bekannt — imponierend ins Auge. Es ist in
der Auffassung groß, nicht nur in der Aus-
dehnung, und diese junge, holdselige Frau Isar,
die da von den Karwendelbergen hinunter ins
Tal blickt, ist zugleich eine Verkörperung der
heißen Liebe, die der Künstler für sein schönes
Heimatland imHerzen trägt. Im,, Herrenzimmer"
hat S e i d 1 den gemütlichsten Raum des Hauses
geschaffen. Täfelung aus chemisch gebeiztem
Zirbelholz, dessen rötlich-goldiger Ton dem
echter alter Zirbelbretter darum so absolut
gleich ist, weil die Behandlung des Holzes
eben nichts anderes bedeutet, als eine ober-
flächliche Verbrennung, eine Oxydation, wie
sie in Wirklichkeit sonst die Zeit besorgt. Span-
geflecht von gleichem Ton bildet die Füllungen,
Lederbänke, deren flachgepolsterte Lehnen
zum Teil ebenfalls in die Wand eingelassen
sind, laufen an den Wänden hin, bis ihnen ein
niedriger Bücherschrank den Platz abschneidet.
Über dem letzteren prangt das Hauptbild des
Raumes, eine flotte Parforcejagd aus der Bieder-
meierzeit von Angelo Jank. Auch sonst
hängen noch allerlei hübsche Bilder an diesen
Wänden, der „Weiße Pfau" von Leo Putz, ein
Kinderporträt von H. v. Habermann, ein
Rahmen mit frühen Karikaturen Franz von
Stucks, der dem Hausherrn auch ein charmantes
Pastellbildnis von dessen Töchterlein gemalt
hat. Originell ist der mittlere Beleuchtungs-
körper: eine Art von Planetarium, von dem
ein halbes Dutzend Sterne mit Glühlampen
herabhängt. Das blanke Messing macht in
dem warmen Halbdunkel dieses ausschließlich
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