Fritz v. Ostini—München:
prof. emanuel von seid!..
riment einer solchen, den ganzen Raum erfül-
lenden Wandmalerei mit lebensgroßen und
lebenswahren, nicht stilisierten Gestalten, ist
neu und schwierig, und jedenfalls ist Leo Putz,
der glänzende und künstlerisch elegante Kolo-
rist, ganz der Mann, die Schwere dieser Auf-
gabe zu besiegen. Er denkt sich das Gemach
im übrigen, was die Farbe angeht, so einfach
als möglich ausgestattet. Einstweilen beleben
es Seidenvorhänge von leuchtendem Rosa und
kirschrote Polstermöbel. Durch eine weite
Schiebetüre tritt man in ein heiteres Bieder-
meiergemach mit bronzebeschlagenen Kirsch-
baummöbeln und mit ebenfalls mit Bronzebe-
schlägen gezierten weißen Türen — auf die
leuchtende Pracht der Putz'schen Bilder folgt
hier wieder friedliches Behagen. Ein weißge-
strichenes Spiel- und Lernzimmer für das Kind
des Hauses mit großgeblumten bunten Vorhän-
gen aus englischem Kattun beschließt die Reihe
der Gemächer in dieser Etage. Das Dachge-
schoß hat die Schlafzimmer aufgenommen, die
vom Architekten des Baues nicht weiter aus-
gestaltet sind. Die Diele des zweiten Stock-
werks hat zwei große Bilder von Fritz Erl er
Haus Brakl. Bibliothekzimmer.
und R. M. Eichler zum Schmucke erhalten:
von ersterem ein Bade-Idyll vom Ammersee,
von letzterem ein Gemälde von lachender
Frühlingsfreudigkeit, „Kuckucksrufe". Auf die
Zimmer und Dielen verteilt sind dann noch
mancherlei wertvolle kleinere Bilder von Leo
Putz, Stilleben von Erich Erler-Samaden
usw. Die Terrasse, die man durch ein Türlein
vom ersten Stock aus betritt, ist einstweilen
ganz schmucklos gehalten — der Besitzer mag
sie im Sommer zu einem kleinen „hängenden
Garten" umschaffen mit Kugelbäumen und
buntem Blumenflor.
So entbehrt das Haus mit seinem reichen
Schatz an Schönheit und vieleitigem Behagen
auch nicht der Gelegenheit zum Freiluft-Ge-
nusse an Sommerabenden und läßt seinen
Bewohnern nichts mehr von dem zu wünschen
übrig, was eine Großstadt mit ihrer Kultur
überhaupt bieten kann. fritz v. ostini.
£
Kleider haben ihre Sprache, die gute Psycho-
logen sofort verstehen. Der Indiskrete, der Plump-
vertrauliche, der Banale, der Narr verraten sich
schnell. Das Leben wird uns reizvoller bleiben,
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prof. emanuel von seid!..
riment einer solchen, den ganzen Raum erfül-
lenden Wandmalerei mit lebensgroßen und
lebenswahren, nicht stilisierten Gestalten, ist
neu und schwierig, und jedenfalls ist Leo Putz,
der glänzende und künstlerisch elegante Kolo-
rist, ganz der Mann, die Schwere dieser Auf-
gabe zu besiegen. Er denkt sich das Gemach
im übrigen, was die Farbe angeht, so einfach
als möglich ausgestattet. Einstweilen beleben
es Seidenvorhänge von leuchtendem Rosa und
kirschrote Polstermöbel. Durch eine weite
Schiebetüre tritt man in ein heiteres Bieder-
meiergemach mit bronzebeschlagenen Kirsch-
baummöbeln und mit ebenfalls mit Bronzebe-
schlägen gezierten weißen Türen — auf die
leuchtende Pracht der Putz'schen Bilder folgt
hier wieder friedliches Behagen. Ein weißge-
strichenes Spiel- und Lernzimmer für das Kind
des Hauses mit großgeblumten bunten Vorhän-
gen aus englischem Kattun beschließt die Reihe
der Gemächer in dieser Etage. Das Dachge-
schoß hat die Schlafzimmer aufgenommen, die
vom Architekten des Baues nicht weiter aus-
gestaltet sind. Die Diele des zweiten Stock-
werks hat zwei große Bilder von Fritz Erl er
Haus Brakl. Bibliothekzimmer.
und R. M. Eichler zum Schmucke erhalten:
von ersterem ein Bade-Idyll vom Ammersee,
von letzterem ein Gemälde von lachender
Frühlingsfreudigkeit, „Kuckucksrufe". Auf die
Zimmer und Dielen verteilt sind dann noch
mancherlei wertvolle kleinere Bilder von Leo
Putz, Stilleben von Erich Erler-Samaden
usw. Die Terrasse, die man durch ein Türlein
vom ersten Stock aus betritt, ist einstweilen
ganz schmucklos gehalten — der Besitzer mag
sie im Sommer zu einem kleinen „hängenden
Garten" umschaffen mit Kugelbäumen und
buntem Blumenflor.
So entbehrt das Haus mit seinem reichen
Schatz an Schönheit und vieleitigem Behagen
auch nicht der Gelegenheit zum Freiluft-Ge-
nusse an Sommerabenden und läßt seinen
Bewohnern nichts mehr von dem zu wünschen
übrig, was eine Großstadt mit ihrer Kultur
überhaupt bieten kann. fritz v. ostini.
£
Kleider haben ihre Sprache, die gute Psycho-
logen sofort verstehen. Der Indiskrete, der Plump-
vertrauliche, der Banale, der Narr verraten sich
schnell. Das Leben wird uns reizvoller bleiben,
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