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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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R., F.: Der deutsche Brunnen für Buenos-Aires
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0141

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A. BREDOW —STUTTGART.

BRUNNEN FÜR BUENOS-AIRES. I. PREIS.

Propheten des Gebirges empfinden. Und
nicht geringere Gewalt hat der dritte Entwurf
t-ederers zu vergeben. Eine hochgestellte
Schale wird links und rechts von Gruppen
Hankiert, die aus gelagerten Weibern und auf-
lichteten, diagonal in die Luft schneidenden
stieren gebildet werden. — Von starkem
Pathos ist auch Metzners Fackelträger.
^Us viereckigem Becken, dessen Wandungen
hart und glatt, und gegen dessen Schmalseiten
Stufen für den Lauf des Wassers abfallen,
steigt ein Pfeiler schlank empor. Darauf
steht die in elastische Formen gebannte
Muskelkraft eines Rosses. Als Triumphator
herrscht ein Reiter; sein rechter Arm schneidet
horizontal gerade aus; senkrecht, als scharfer
Akzent in der Faust eine Fackel. — Hosaeus
hat mit dem Architekten Brurein zusammen
gearbeitet. Eine elegante Wandelhalle, außen
Doppelpfeiler, innen Doppelsäulen, schwingt
sich im Kreise um ein vertieftes Becken, in
dessen Mitte eine plastische Gruppe steht.
Im Schatten soll man der Kühle des Wassers
und des sich lösenden Linienspieles der Figu-
ren genießen. — Mehr kunstgewerblicher als
monumentaler Art ist der Entwurf des Darm-
städter Jobst. Er würde vortrefflich wirken,
wenn man ihn als Tafelaufsatz in Silber aus-
führen würde. Die Komposition und auch
die Modellierung im Detail scheinen zu delikat,
um in große Verhältnisse übertragen zu wer-

den. — Von kräftigem Schwung lebt die
Komposition des G. A. Bredow aus Stutt-
gart. In gut temperiertem Aufbau führen
Stufen zu einer großen elliptischen Schale,
hinter der eine gebietende Wand sich hebt.
Hinter dieser Mauer bleibt ein freier Raum,
um dessen elliptische Peripherie eine Bank
läuft. Von ihr aus kann man die Reliefs an
der Rückwand der gehobenen Mauer betrach-
ten. Links und rechts des flachen Beckens
stehen plastische Gruppen. — Eine beson-
dere Harmonie der Zusammenhänge läßt sich
in den Entwürfen loben, die die Bildhauer
Hans Schmidt und Franz Pritel gemein-
sam schufen. Besonders an dem von einer
Fortuna bekrönten Werke überrascht die
fein erwogene Balanze der sich terrassieren-
den Teile. Sehr günstig ist die Verbindung
zwischen dem Stufenbau und dem Becken,
ein Organismus, der durch die Gruppen links
und rechts einen besonderen Reichtum be-
kommt. Die Fortuna ist eine warm empfun-
dene Gestalt von plastischer Fülle.

Noch ist nichtbekannt, welcher dieser Ent-
würfe zur Ausführung kommen wird. Das
eine aber ist gewiß: das steinerne Monument
wird den deutschen Bildhauern ein gutes Zeug-
nis geben und den einstigen Landesgenossen
eine dauernde Mahnung sein — der deutschen
Kunst auch in Argentinien eine Stätte zu be-
reiten, — FiR<
 
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