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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Breuer, Robert: Gustav Goerke - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0197

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ARCHITEKT GUSTAV GOERKE BERLIN'.

Wohnzimmer-Kcke. Schwarz Birnbaum.

GUSTAV GOERKE-BERLIN.

Vi IN ROBERT BREUER.

Ein Dreifaches ist es, was Gustav Goerke
erstrebt. Er will in die Langweile der
Berliner Mietswohnung einige Abwechslung
bringen, will sie wohnlicher und liebenswür-
diger machen. Er verzichtet zu zweit bei
seinen Möbeln auf die Hilfe historischer For-
men und müht sich, den Geräten selbständig
erfundene Gestaltungen zu geben. Schließlich
hat Goerke einen besonderen Trieb zur Farbe;
er möchte seine Räume reich an Kontrasten,
hell und stark.

Die Berliner Mietswohnung leidet, abge-
sehen von ihren vielen hygienischen und wohn-
lichen Mängeln, an einer peinlichen Nüchtern-
heit der Abmessungen und der Verhältnisse
innerhalb der einzelnen Zimmer. Vor allem
sind die meisten Zimmer überflüssig hoch;
eine heute überwundene Meinung glaubte, aus
Gesundheitsrücksichten die Decke möglichst
fern vom Fußboden legen zu müssen. Es hat

sich nun herausgestellt, daß der oberste Teil
der Zimmer von den normalen Lüftungen
relativ wenig berührt wird; die übertriebene
Höhe gefährdet nur die Gemütlichkeit und
den abgeschlossenen Eindruck der Räume.
Diesen Übelständen sucht Goerke durch das
Einziehen neuer, niedrigerer Decken abzu-
helfen. Das gleiche Mittel wendet er an, um
in die schematischen Zimmer der Etagen-
wohnung einen interessanten Wechsel zu
bringen. Für etliche Zimmer wird sich der
Empfindsame bald einen niedriger, bald einen
höher gelagerten Oberabschluß wünschen;
Goerke erfüllt solches Verlangen und differen-
ziert durch Einzüge die Höhe der verschie-
denen Zimmer. So kann zum Exempel ein
Damenzimmer durch seine überflüssige Höhe
jeglicher Intimität verlustig gehen; die Stim-
mung läßt sich aber vielleicht sofort gewinnen,
wenn man den gähnenden Raum abschließt.

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