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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0223

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Kleine Ktmst-Nachrichten.

oskar kaufmann berlin.

i. preis 1 ikk konkurrenz kur diu grosse oi'er berlin.

OSKAR KAUFMANN hat bei dem Wettbewerb
um die Große Oper-Berlin den ersten
Preis errungen. Mit Recht. Er bewies an die-
ser schwierigen Aufgabe aufs neue seinen Instinkt
für den Komfort, die edle Sachlichkeit und die
festliche Monumentalität eines modernen Grofj-
stadttheaters. Berlin ist nicht arm an törichten
und bombastischen Bühnenhäusern. Amerika-
nische Reklamebauten. Kaufmaun war der erste,
der die uns vorgezeichnete Tradition (Kgl. Opern-
haus, Knobeisdorff; Kgl. Schauspielhaus, Schinkel)
wieder aufnahm; indeß, ohne fade Anlehnung.
Mit dem Feingefühl der Alten organisierte er
neue Notwendigkeiten. Man beachte. Das zu
errichtende Haus kommt in endlose Reihe zu
stehen; Kaufmann tritt zurück, um hervorzutreten.
Er konkurriert sieghaft gegen die berüchtigte
Kurfürstendamm-Architektur mit edlen Linien und
klangvollen Rhythmen. br.
St

WEIMAR. Die Großherzogliche Kunst-
schule kann heuer das Fest ihres fünf-
zigjährigen Bestehens feiern. Es ist billig, dieses
goldenen Jubiläums besonders zu gedenken. Als
im Jahre 1860 der Großherzog Karl Alexander,
der Enkel Karl Augusts, den Entschluß faßte,
eine Kunstschule in seiner Musenstadt ins Leben
zu rufen, da war es ein Vermächtnis aus der
Goethezeit, mit dem er weiter schalten und walten
wollte. Die Kunstschule ist der blühende Baum
aus der Wurzel der freien Zeichenschule, die einst
unter Heinrich Meyers — des von Goethe so hoch-
geschätzten Schweizers — Leitung gestanden

hat. Lukas Cranachs Name erinnerte den Karl
August-Enkel an die alten deutschen Malerwerk-
stätten und veranlaßte ihn, etwas diesen Ähnliches
in einer Vereinigung verschiedener Kräfte unter
fürstlichem Protektorat zu schaffen. Den Schülern
sollte die Wahl des Meisters frei bleiben und
ist es auch stets bis auf den heutigen Tag ge-
blieben. Gleich unter ihrem ersten Direktor, dem
Maler romantischer Hochgebirgs-Landschaften
Stanislaus Grafen von Kalckreuth, übte die
Anstalt auf hervorragende Talente eine starke
Anziehungskraft aus, die kürzere oder längere
Zeit an ihr teils gelehrt, teils gelernt haben.
Böcklin, Lenbach, A. von Ramberg, Ferdinand
Pauwels, Albert Baur, Gussow, Charles Verlat,
Reinhold Begas wirkten dort, und Max Liebermann
verbrachte in Weimar einen Teil seiner Lehrjahre.

Seit 1902 leitet die Anstalt, mit Erfolg be-
strebt, sie zeitgemäß weiter zu entwickeln, der
durch seltene Vielseitigkeit und Organisations-
talent für seine Rolle hervorragend begabte
Maler Professor Hans Ol de, und mit ihm
halten neue und tüchtige Lehrkräfte wie Ludwig
von Hofmann, Friß Mackensen neben bewährten
älteren den alten guten Ruf der Anstalt aufrecht,
die unter dem Protektorate des jungen Großher-
zogs Wilhelm Ernst sich nach zwei Rich-
tungen hin weiter entwickelt hat. Ein besonderes
Institut für Maltechnik weist die Schüler mit Nach-
druck auf das Handwerkliche ihrer Kunst. Be-
sonders begrüßt werden aber muß auch die An-
gliederung der von Prof. van de Velde geleiteten,
noch jungen Kunstgewerbeschule, hans marshall.

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