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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Hardenberg, Kuno von: Die Ausstellung des deutschen Künstler-Bundes: Darmstadt, Mai - Okt. 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0229

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Ausstellung des Detitschen Künstlcrbundes.

PROF. KARL
SCHMOLL VON
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(IN

ER

Brücken baut, seinem Verstände allein ver-
traut? Alles in allem, es wird heute zu viel
kritisiert und analysiert unter Künstlern und
Publikum, und das entfremdet der Kunst. Der
Verstand macht die Kunst zu einem chemischen
Laboratorium, in dem's nicht zum besten riecht,
das Herz findet in ihr einen Zaubergarten von
wunderbaren Blüten, Bäumen, Kräutern und
phantastischen Schlinggewächsen, in dem sich's
wohl sein läßt. Doch dieses nur nebenbei.
Wir müssen nun in unsere Ausstellung hinein.
Sie ist vortrefflich von Jury und Veranstaltern
organisiert, doch ist das wohl selbstverständ-
lich in der Zeit der vollendeten Ausstellungs-
technik.

Im wesentlichen ist noch der Impressionis-
mus Herrscher im Reiche, aber doch scheint
schon ein leises spätsommerliches Erblassen
der ersten Liebe zu den neuen in Frankreich
geborenen Ideen hier und dort offenbar. Jeden-
falls ist es auffallend, daß von irgend welchen

neuen Erscheinungen, die das Impressionisti-
sche , was bisher schon geleistet worden ist,
überträfen oder überböten, nicht die Rede.
Farbenwüteriche wie Pechstein bereiten
mit ihren rohen, nihilistischen, ultramarinen
und zinnoberroten Tobsuchtsanfällen den
Augen lediglich eine schmerzliche Stechpein,
und wenn man sie nicht missen mag, so ist
es der Kuriosität halber. Um Orientalen zu
malen, muß man sie erlebt haben, sonst rückt
man Schaubudenplakaten bedenklich nahe.
Pechsteins französischer Ahnherr war denn
doch ein anderer Mann, er hatte eine Welt-
anschauung, vielleicht eine Don Quichotische,
aber er hatte sie, und das gab ihm ein Recht,
so zu sein, wie er war. Bei Pechstein ist eine
solche nicht zu entdecken. Wenn mich nicht
alles täuscht, so wird er sich wohl auch noch
vertiefen und verfeinern, sei es formal, sei es
ideell. Der prismatische Pointiiiismus ist in
Hettner, der immer mehr Beachtung ver-

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