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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Keßler, P. T.: Zum Ausbau der "Mathilden-Höhe" in Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0269

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Zum Ausbau der Mathildenhöhe in Darmstadt.

professor albin muller- darmstadt.

herrenzimmer. keller & reiner—berlin.

Ausführung;: Th. Encke—Magdeburg.

Keine Mätzchen und Späßchen, kaum ein Or-
nament! Und doch atmet alles freundliche
Heiterkeit, genußfrohes Leben.

Nun zu dem inneren Ausbau, soweit die
Grundrisse hierüber ein Urteil ermöglichen.
Beim Studium derselben, die für jede Einzel-
wohnung schon ausgearbeitet vorliegen, er-
kennt man abermals, wie Albin Müller den
kulturellen Wert dieser Häuseranlagen betont.
Alles ist berücksichtigt, was das Wohnen an-
genehm und freundlich gestalten kann. Alle
Forderungen der Hygiene sind erfüllt. Ein
jedes Haus hat seinen Platz an der Sonne, und
die sonnigsten Räume sind die Schlaf- und Kin-
derzimmer, von denen keines nach Norden liegt.
Dem Bedürfnisse nach größeren und kleineren
Wohnungen ist Rechnung getragen, von Drei-
Zimmerwohnungen an bis zum Haushalt mit ge-
steigerten Repräsentationspflichten. Auch ein
Ateliergebäude ist vorgesehen — ideale Werk-
stätten mit passenden Wohnräumen —, dessen
prächtiger Binnengarten zu fröhlichem Ergehen
unter seinen Pergolen und ausgedehnten Laub-
gängen einlädt. Der Geselligkeit dienen Klub-
räume, die mit dem Ateliergebäude in inni-
gem Zusammenhange stehen.

Es ist ein umfangreiches Stück Arbeit, das
hier der Verwirklichung entgegenreift, das in
der Reihe der bis heute seitens der Künstler-
kolonie unter dem tatkräftigen Schutz des
Großherzogs ausgeführten Werke auf dem Ge-
biet des Wohnbaues ein weiteres Unternehmen
darstellt. Wie die auf der Mathildenhöhe
entstandenen Einzelwohnhäuser neue Ge-
sichtspunkte brachten, der Raumkunst neue
Wege wiesen, wie man das Haus des Ar-
beiters in das Bereich künstlerischen Schaf-
fens zog, so werden diese geplanten Miets-
häuser ebenfalls anregend und befruchtend
wirken. Großherzog Ernst Ludwig will auch
denen die Segnungen einer Wohnungskultur
bringen, die nicht in der Lage sind, sich ein
eignes Haus zu errichten, die darauf angewie-
sen sind, die Häuser zu bewohnen, die Bau-
unternehmer und Bauspekulanten für sie bereit
halten. Groß und weit ist das Ziel gesteckt,
für die Künstlerkolonie ein neues Programm,
dessen Durchführung dem fürstlichen Schirm-
herrn am Herzen liegt. Darmstadt wird mit
der Verwirklichung des Projekts eine Anlage
erhalten, wie sie bis heute vielleicht keine zweite
Stadt aufzuweisen hat. p. t. Kessler—mainz.

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