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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Bender, Ewald: Ausstellung der Berliner Secession: Berlin, Mai - Okt. 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0289

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EIN AUSSTELLUNGSRAUM DER BERLINER SECESSIÜN MIT GEMÄLDEN VON HODLER U. A., PLASTIK VON LANGER.

AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION

BERLIN, MAI-OKT. 1910.

■|\ /["an frägt sich mit einigem Erstaunen, wa-
IV X mm wohl gerade die diesjährige Aus-
stellung der Secession den jungen Mitgliedern
so viele Strafpredigten eingetragen hat. Seit
vielen Jahren ist das Niveau der Leistungen
gerade des Nachwuchses nicht so hoch gewe-
sen wie diesmal. Die schlimmen Extravagan-
zen der „Talentvollen" pariserischer Färbung,
das billige und kunstfremde Virtuosentum,
der Dilettantismus, der sich in früheren Aus-
stellungen so ärgerlich breit machte, man be-
gegnet all dem heute nur in so geringem Maße,
als habe man diese Bilder bewußt und zur
Abschreckung als Gegenbeispiele aufgehängt,
damit man die eigentliche Leistung um so
besser erkenne. Die Zeit und der Anlaß, so
heftige Angriffe auf die Jüngeren zu erheben,
wie es die Berliner Kritik, gewiß in bester
Absicht, tat, erscheinen mir verfehlt, ja ver-

spätet. Wäre es nicht vor Jahren schon an-
gebracht gewesen, nach den Wurzeln der Ver-
falls - Erscheinungen unter unseren jungen
Künstlern zu suchen, sie bloßzulegen und mit
warnenden Worten der Unerfahrenheit zu
begegnen? Die Kritik, die heute auf das Pub-
likum und die Künstler von Einfluß ist, hat es
zwar unternommen, diesen oder jenen jungen
Patzer „abzulehnen", aber den Gründen des
Versagens nachzuspüren, sie zwar historisch
zu begreifen, aber gerade deswegen auch aus
der Erfahrung der Geschichte und durch Nach-
denken über das Wesen aller Kunst die hei-
lenden Kräfte zu erkennen und sie dem kran-
ken Organismus zuzuführen, — es hat sich
dafür kein Prediger in der Wüste gefunden.
Es muß wohl so sein, daß die Älteren von
dem, was der Jugend frommt, nichts mehr
wissen. Man muß am eigenen Leib die Ge-

1910. XL 1.

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