Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

DOI article:
Bender, Ewald: Ausstellung der Berliner Secession: Berlin, Mai - Okt. 1910
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0300

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Berliner Secession igw.

WALTHKK KLEMM— DACHAU.

Gemälde; »Eisplatz«

frühere Ausstellungen zurück. Monet scheint
in letzter Zeit die stärkeren Werte der Farbe
zu bevorzugen, was seinen Bildern nicht übel
ansteht. Henri Matisse ist immer da, wo
er seinem verblüffend sicheren Instinkt für
das dekorative Nebeneinander der Farben frei
folgen kann, höchst interessant, also im Still-
leben besonders. Die Porträts aber, die er
ausstellt, sind im Ausdruck und der Bewegung
so verzerrt, daß sie als Karikatur wirken.
Ihm schadet die Nachfolge Gauguins. Des
Belgiers Kees vanDongen „Liegende Frau"
ist virtuos gemalt, aber auch er liebt diese
merkwürdige Starrheit des Ausdrucks, von der
alle in Paris nicht loskommen. Ich erwähne
noch Walter Bondy, einen Deutschen, der
aber ohne Paris nicht zu denken ist. Der weib-
liche Akt, der übrigens wundervoll im Raum
sitzt, ist zwar so kreidig, wie etwa Valloton
das Fleisch malt, aber sein „Calvarienberg"
ist nicht nur als Malerei gut (bei etwas wenig
überzeugender Perspektive!), sondern gibt
auch das Schmerzliche der Situation aus-
drucksvoll wieder. Ich muß es mir versagen,
auf manches andere näher einzugehen. Nur

von der Plastik noch ein paar Worte. Wie
immer tritt sie an Zahl der Malerei gegenüber
zurück. Was man aber sieht, ist durchweg
gut und vor allem wirklich plastisch gedacht.
Vielleicht sind die Probleme immer noch zu
künstlich gestellt, es steckt zu wenig Leben in
den Werken. Aber gerade bei plastischen
Bildwerken, wo die Gefahr des unkünstle-
rischen Naturalismus den Schaffenden stets
bedroht, nimmt man etwas zu viel formale
Überlegung noch eher in den Kauf als sonst
in der Kunst. Von Kolbe, der auch ein paar
gute Einzelfiguren da hat, bilden wir das
schöne Relief „Liebespaar" ab, von Haller,
der noch immer nicht ganz frei aus sich heraus
schafft, sondern sich selbst archaisch bindet,
ein „Gehendes Mädchen", von Peterich, der
vielleicht die schönste und sprechendste Linien-
führung von allen hat, den reizvollen „Ruhen-
den Knaben". Bei Hans Schmidts „Zwie-
sprache" sind die beiden Figuren eminent
plastisch empfunden und gut zusammenkom-
poniert. Maillols „Stehender Jüngling" ist
auffallend naturalistisch durchgearbeitet und
ergänzt so das Bild des Künstlers für den, der

284
 
Annotationen