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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Ostini, Fritz von: Das Haus Henkell in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0387

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Das Haus Henkelt in Wiesbaden.

Vielleicht konnte die Sache in diesem Sinne
auch nur dadurch zu solcher Vollkommenheit
gelangen, daß der künstlerische Schöpfer des
Baues und seiner Einrichtung, der Münchner
Maler Hans Beatus Wieland, zugleich der
Schwager des Bauherrn ist und daß so ein Zu-
sammenarbeiten dieser beiden Instanzen mög-
lich wurde, wie es sonst wohl selten vorkommt.
Vielleicht ist das Haus Henkell auch ein Unikum
als Leistung eines Malers. Wieland, sonst der
herbkräftige Schilderer von Natur und Menschen
des Schweizer Hochgebirges, hat hier eine Ar-
beit geleistet, die einem vielerfahrenen Bau-
künstler von Fach Ruhm eintragen mußte. Den
Maler spürt man in dieser Arbeit eben nur
darin, daß da alles auch seine malerische Schön-
heit hat — aber die kluge und klare Entwick-
lung der Räume, das architektonische Ebenmaß
und der Eindruck ruhevoller Festigkeit haben
nirgends unter einer malerischen Schrulle ge-
litten. Das Haus ist von innen nach außen ge-
baut und ist innen wie außen gleich gut. Den
Maler verrät vielleicht die farbige Erscheinung
des Baues in seiner baumreichen Umgebung,
die wohltuende und ruhige Harmonie von Grau,
Weiß und Grün. Und vielleicht ist auch die

ungewöhnlich anmutige und organische Verbin-
dung des Hauses mit dem wohlgepflegten, eta-
genweise ansteigenden Garten speziell das
Werk eines Malers. Man sehe nur die Abbil-
dung mit den Gartentreppen auf Seite 379. Das
braucht einer nur in der Frühsommerstimmung
zu malen, wenn der Garten in voller Rosen-
pracht und im tiefen Smaragdgrün seiner Rasen-
flächen prangt, und er hat wahrlich kein schlech-
tes Bild.

Über die äußere Gestalt des Hauses Henkell,
das sich, frei allerdings und ohne architekto-
nische Volkstümlichkeit und Maskerade, an
bodenständige Formen rheinischer Bauart an-
lehnt, geben die beigefügten Aufnahmen Auf-
schluß. Die weiten Dachflächen sind mit eigen-
tümlich feintönigem, grünlich-grauem Schiefer
bekleidet, und diese Schieferbekleidung reicht
von den Giebeln auch weit in die vertikalen
Flächen hinunter, was dem Ganzen etwas an-
heimelnd Geschütztes, Sicheres gibt.

Unter einer breiten, für geräumige Autos be-
rechneten Einfahrt öffnet sich die Haustüre.
Eine Tür — kein Tor, denn alles ungemütlich
Anspruchsvolle ist vermieden. Ein kleiner Vor-
platz von ausgesuchter Eleganz mit originellen

hans beatus Wieland. Treppenanlage in der Halle. Haus Henkell-Wiesbaden.

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