BRUNO KRAUSKOPF.
VON JOACHIM KIRCHNER.
Vor mehreren Jahren ist erstmalig in der
„Deutschen Kunst und Dekoration" auf
Bruno Krauskopf als Maler hingewiesen worden.
Der junge Künstler stand damals am Anfange
seiner Laufbahn. Er hatte Talent — gewiß,
aber wie viele andere hatten das nicht auch!
Gleich vielen seiner jüngeren Kollegen, die eine
neue Sturm- und Drangperiode in der Malerei
einleiteten, suchte er gefühlsmäßig geistige
Momente in die Kunst hineinzutragen. Auch
mit dieser allgemeinen Tendenz hatte er vor
den anderen nichts voraus. Was ihn auszeich-
nete und sein Schaffen auf eine eigene Bahn
lenkte, lag jenseits alles Gekonnten und jen-
seits der Einfügung in die Richtung des Zeitge-
schmacks. Es war das, was den Künstler vom
Routinier schied, die selbstverständliche, trieb-
hafte Auswirkung des inneren Menschen in
seinem Schaffen. Das waren seltsame Bilder,
phantastisch und spukhaft, Landschaften, wie
sie wohl in den Fieberträumen der Dichter er-
stehen, eine eigentümliche Mischung von mär-
chenhaften undexotischenPhantasie-Elementen.
Stimmungen spiegelten sich da wieder, deren
geheimnisvoller schwermütiger Zauber sich wie
ein Bann auf die Seele legte. Auch die Men-
schen, die Krauskopf malte, trugen etwas von
dem vergeistigten Ernst ihres Schöpfers in sich.
Diese stilisierten Köpfe hatten etwas Dämo-
nisches ; in keiner Linie machte der Maler Kon-
zessionen an das Gefällige. Die byzantinisch
anmutendenübertreibungen streiften die Grenze
des Darstellbaren, die Linien waren fast zu
streng, zu herb, und doch — ihre innere Be-
seeltheit ließ sie edel, ließ sie bedeutend er-
scheinen. Noch manches war in den frühen
Werken des Künstlers unausgeglichen; die Fülle
der inneren Gesichte war zu tiberreich, als daß
sie überall gleich die rechte Auswirkung erfahren
hätte. Manches gärte und geisterte in ihm, ohne
daß die Mittel zur Gestaltung in vollem Maße
zu Gebote gestanden hätten. Noch Vielerlei
verlangte nach einer Klärung, einer Läuterung.
Kompositionen war auch manches noch zu be-
XXVI. Mal 1923. 1
VON JOACHIM KIRCHNER.
Vor mehreren Jahren ist erstmalig in der
„Deutschen Kunst und Dekoration" auf
Bruno Krauskopf als Maler hingewiesen worden.
Der junge Künstler stand damals am Anfange
seiner Laufbahn. Er hatte Talent — gewiß,
aber wie viele andere hatten das nicht auch!
Gleich vielen seiner jüngeren Kollegen, die eine
neue Sturm- und Drangperiode in der Malerei
einleiteten, suchte er gefühlsmäßig geistige
Momente in die Kunst hineinzutragen. Auch
mit dieser allgemeinen Tendenz hatte er vor
den anderen nichts voraus. Was ihn auszeich-
nete und sein Schaffen auf eine eigene Bahn
lenkte, lag jenseits alles Gekonnten und jen-
seits der Einfügung in die Richtung des Zeitge-
schmacks. Es war das, was den Künstler vom
Routinier schied, die selbstverständliche, trieb-
hafte Auswirkung des inneren Menschen in
seinem Schaffen. Das waren seltsame Bilder,
phantastisch und spukhaft, Landschaften, wie
sie wohl in den Fieberträumen der Dichter er-
stehen, eine eigentümliche Mischung von mär-
chenhaften undexotischenPhantasie-Elementen.
Stimmungen spiegelten sich da wieder, deren
geheimnisvoller schwermütiger Zauber sich wie
ein Bann auf die Seele legte. Auch die Men-
schen, die Krauskopf malte, trugen etwas von
dem vergeistigten Ernst ihres Schöpfers in sich.
Diese stilisierten Köpfe hatten etwas Dämo-
nisches ; in keiner Linie machte der Maler Kon-
zessionen an das Gefällige. Die byzantinisch
anmutendenübertreibungen streiften die Grenze
des Darstellbaren, die Linien waren fast zu
streng, zu herb, und doch — ihre innere Be-
seeltheit ließ sie edel, ließ sie bedeutend er-
scheinen. Noch manches war in den frühen
Werken des Künstlers unausgeglichen; die Fülle
der inneren Gesichte war zu tiberreich, als daß
sie überall gleich die rechte Auswirkung erfahren
hätte. Manches gärte und geisterte in ihm, ohne
daß die Mittel zur Gestaltung in vollem Maße
zu Gebote gestanden hätten. Noch Vielerlei
verlangte nach einer Klärung, einer Läuterung.
Kompositionen war auch manches noch zu be-
XXVI. Mal 1923. 1