PROFESSOR MAX FLEISCHER.
> HOCHLAND VON SUMATRA« 1920.
MAX FLEISCHER, DER FORSCHER UND KÜNSTLER.
Vor wenigen Wochen ist Professor Max
Fleischer von der philosophischen Fakul-
tät der Universität Utrecht zum Ehrendoktor
ernannt worden. Diese akademische Auszeich-
nung galt allerdings nicht dem Maler, sondern
dem Wissenschaftler, der seit Jahrzehnten neben
seiner künstlerischen Tätigkeit tiefgründige bo-
tanische Studien treibt, und dessen Forschungen
über die Laubmoose Javas überall in der ge-
lehrten Welt volle Anerkennung gefunden haben.
Die Resultate seiner in einem neuen bryologi-
schen System aufgebauten Arbeiten hat Flei-
scher im Auftrage des holländischen Staates in
einem vierbändigen Werke niedergelegt.]
Man kann bei einer Würdigung des Künstlers
Fleischer an diesen wissenschaftlichen Bemüh-
ungen nicht vorübergehen. So wenig an sich
mikroskopische botanische Untersuchungen mit
dem Metier des Malers zu schaffen haben mögen,
so finden doch beide Arbeitsgebiete, das künst-
lerische und das wissenschaftliche, in Fleischers
Persönlichkeit einen glücklichen Ausgleich.
Klarer Wirklichkeitssinn, wie ihn die minutiöse
Kleinarbeit wissenschaftlicher Forschung er-
heischt, geht hier mit dem phantasie vollen Innen-
leben, mit den Traumgesichten des Künstlers
eine seltsame Bindung ein. Hier das Streben
nach exakter Erkenntnis, dort die Sehnsucht
des impulsiv empfindenden Menschen, der aus
sich heraus schöpferisch zu gestalten verlangt.
Java war das Land, das den beiden gleich
mächtigen Seelenkräften Nahrung und Erfüllung
gab. Der Eindruck der fremden exotischen
Welt wirkte revolutionierend auf seine künst-
lerische Anschauung und verlieh seiner Pro-
duktion fortan eine besondere Note. Bald ist es
das großartige Bild der tropischen Landschaft,
das ihn zur Gestaltung auffordert, bald sind's die
Menschen dieser fernen Insel, von deren alter
künstlerischer Kultur Fleischer schöne Proben
kunstgewerblichen Fleißes in seiner Privat-
sammlung aufbewahrt. Als Maler entzückten
ihn vor allem die Textilerzeugnisse des Landes
mit den gebatikten Mustern. Von ihrem male-
XXVI. Mai 19.23. 2
> HOCHLAND VON SUMATRA« 1920.
MAX FLEISCHER, DER FORSCHER UND KÜNSTLER.
Vor wenigen Wochen ist Professor Max
Fleischer von der philosophischen Fakul-
tät der Universität Utrecht zum Ehrendoktor
ernannt worden. Diese akademische Auszeich-
nung galt allerdings nicht dem Maler, sondern
dem Wissenschaftler, der seit Jahrzehnten neben
seiner künstlerischen Tätigkeit tiefgründige bo-
tanische Studien treibt, und dessen Forschungen
über die Laubmoose Javas überall in der ge-
lehrten Welt volle Anerkennung gefunden haben.
Die Resultate seiner in einem neuen bryologi-
schen System aufgebauten Arbeiten hat Flei-
scher im Auftrage des holländischen Staates in
einem vierbändigen Werke niedergelegt.]
Man kann bei einer Würdigung des Künstlers
Fleischer an diesen wissenschaftlichen Bemüh-
ungen nicht vorübergehen. So wenig an sich
mikroskopische botanische Untersuchungen mit
dem Metier des Malers zu schaffen haben mögen,
so finden doch beide Arbeitsgebiete, das künst-
lerische und das wissenschaftliche, in Fleischers
Persönlichkeit einen glücklichen Ausgleich.
Klarer Wirklichkeitssinn, wie ihn die minutiöse
Kleinarbeit wissenschaftlicher Forschung er-
heischt, geht hier mit dem phantasie vollen Innen-
leben, mit den Traumgesichten des Künstlers
eine seltsame Bindung ein. Hier das Streben
nach exakter Erkenntnis, dort die Sehnsucht
des impulsiv empfindenden Menschen, der aus
sich heraus schöpferisch zu gestalten verlangt.
Java war das Land, das den beiden gleich
mächtigen Seelenkräften Nahrung und Erfüllung
gab. Der Eindruck der fremden exotischen
Welt wirkte revolutionierend auf seine künst-
lerische Anschauung und verlieh seiner Pro-
duktion fortan eine besondere Note. Bald ist es
das großartige Bild der tropischen Landschaft,
das ihn zur Gestaltung auffordert, bald sind's die
Menschen dieser fernen Insel, von deren alter
künstlerischer Kultur Fleischer schöne Proben
kunstgewerblichen Fleißes in seiner Privat-
sammlung aufbewahrt. Als Maler entzückten
ihn vor allem die Textilerzeugnisse des Landes
mit den gebatikten Mustern. Von ihrem male-
XXVI. Mai 19.23. 2