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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Volbehr, Theodor: Die Sorge um die Zukunft der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0122

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Die Sorge um die Zukunft der Ktmst.

zurückkehrten. — In diesen Zeiten — im 17.
und 18. Jahrhundert — erblühte auf Sylt die
„künstlerische Kultur der Sylter". Also in
Zeiten, die von dem männlichen Teil der Be-
völkerung höchste Anspannung der Kräfte und
totesmutige Beherztheit verlangten.

Natürlich war es erforderlich, daß die mate-
riellen Erfolge dieser volkswirtschaftlichen Um-
gestaltung die Möglichkeit schufen, solchem
Bedürfnis entsprechen zu können. Aber nicht
die höheren Einkünfte der Walfischfahrer waren
das Ausschlaggebende, sondern der unermüd-
liche Kampf mit den unzähligen, Körper und
Seele stets aufs Neue herausfordernden Schwie-
rigkeiten des neuen Lebens. Denn der Kampf
stählte alle Kräfte und steigerte dadurch die be-
sondere Art dieses harten Menschenschlages.

Wir wollen keine Parallelen ziehen. Denn
alle geschichtlichen Parallelen sind optische
Täuschungen. Wir wollen nur durch diese kleine
Reminiszenz aus der Geschichte der tapferen
Stammesgenossen in unserem nordischen Meere
den Beweis erbringen, daß die Kunst keines-
wegs zu den Kulturpflanzen gehört, die vor
Wind und Wetter gehütet werden müssen.
Vielleicht, daß dann doch der eine oder der
andere, der an der Zukunft der deutschen Kunst
verzweifeln möchte, der Frage nachdenkt, ob
nicht der Zwang zu härtester Arbeit, zu unab-
lässiger Kampfbereitschaft, den wir heute er-
dulden müssen, zugleich die besonderen Kräfte
steigert, die in den Deutschen liegen, und wie-
derum dadurch die künstlerischen Kräfte der
Nation steigern wird...... thkodor volbehr.

WIENER WERKSTÄTTE—WIEN. »BLUMENKÜBELc ^MESSING.

entwurf: dagobert peche—wien.
 
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