Eine Grabkirche von Ivan Mestrovic.
errungen hat, sein Denken auch in diesem Falle
(in dem es sich zunächst um ein Bauwerk han-
delte) auf die Durchsetzung des Bauens durch
das Bilden gerichtet hat. So ist ein Werk von
seltenem Reiz entstanden.
I. Kunde. Es handelt sich um eine Stiftung der
Familie Racic und gleichzeitig um deren Grabes-
kirche. Die Familie bestand aus vier Mitgliedern,
den Eltern, einem Sohn und einer Tochter. Die
Kinder lebten während des Krieges in England,
wo Mestrovic mit ihnen bekannt wurde. Die
Tochter, Frau eines Schiffsreeders Banac, war
die eigentliche geistige Urheberin des Denkmals,
für das dann, als nach dem Kriege drei Mit-
glieder der Familie innerhalb einer kurzen Zeit-
spanne starben, von der überlebenden Mutter
vor dem eigenen Ableben vorgesorgt wurde.
Sie widmete das große Vermögen für eine See-
mannsschule und einen Teil für die Errichtung
der Grabkirche auf dem Friedhofe von Cavtat.
Die Testamentsvollstrecker gaben den Auftrag
weiter an Mestrovic und so begann der Bau im
Jahre 1920 und wurde Ende 1922 vollendet.
Lage. Die Grabkirche liegt auf einer Land-
zunge, deren Spitze krönend (2). Die Häuser
des Ortes ziehen sich vom Lande her über den
Anfang der Landzunge (3). Die eigentliche Höhe
nimmt der Friedhof ein mit seinen Zypressen,
aus denen sich der Bau lotrecht hervorhebt.
Er setzt also nicht die Linien der Abhänge
fort — wie etwa die Kirche von Boberg in
Saltjöbaden bei Stockholm — sondern wächst
aufrecht aus der Spitze des Hügels hervor.
Beschreibung. Das Bauwerk bildet im Grund-
riß ein Achteck mit vier in den Achsen vor-
springenden Kreuzräumen, die im Osten für die
Vorhalle, im Westen für die Altarnische, im
Norden und Süden für Kapellen benutzt sind.
Über dem Mittelraum wölbt sich eine Kuppel,
die in Kappen aufsteigt (4). Sie endigt in einer
Laterne (31), die über dem schrägen Steindach
lotrecht aufsteigt (4) und mit einem knieenden
Bronzeengel (39,40) bekrönt ist. Da auf der Ein-
gangsseite ebenfalls Engel als Karyatiden (5) ein-
gestellt sind, so ist damit der Deutung des ganzen
Bauwerkes von vornherein der Weg gewiesen.
Durch die Eingangshalle gelangt man zunächst
an das Bronzeportal (20 —23), das durch Flach-
bilder den kirchlichen Charakter in der Vor-
führung der vier slavischen Apostel: Cyrill und
Method, S. Sava und Grgur Ninski betont. Der
letzte ist der Vater der kroatischen Glagolitica.
Im Rahmen Wellenlinien, in deren Kreisen
oben die vier Apostel und ringsherum zwischen
anderen Heiligen die zwölf Zeichen des Tier-
kreises gegeben sind. Unten, zu Füßen der
untern Apostel, das Sinnbild der Schlange.
Beim Betreten des Innern (13) bietet sich
zunächst durch den hell von oben her beleuch-
teten Kuppelraum der Blick auf den Altar, der
im Hintergrunde des Kreuzarmes (7) von zwei
seitlichen Fenstern beleuchtet aufragt. Zwei
Stufen fü'iren vom dunklen Boden über den
Altarvorsatz mit der Beweinung Christi (10) und
das Lamm empor zur Muttergottes, die in den
Giebel der Decke aufragt, allein vor der Rück-
wand sitzend, während seitlich sechs nackte
Engelknaben (12) Musik machen. Engelköpfe
(9) — in der Mitte Pfauen — in die perspek-
tivischen Fluchtlinien der Kassettendecke ge-
meißelt (11) fassen denBlick auf die Muttergottes
hin zusammen. Vier gedrehte Leuchter auf
Konsolen leiten ihn zugleich in die Tiefe.
Im Hauptraum ist der Boden (13, 23) aus
fünf Arten dalmatinischen Marmors gebildet
mit streng in Form gebrachten Planetenzeichen
und den Sinnbildern der Evangelisten um einen
mittleren Stern in Kreis und Achteck. In den
Diagonalseiten des Achteckes (23) sind unten
Platten zu sehen, die „Krypten" schließen, da-
rüber Engel, Seelen in den Armen tragend
(24—28). Darüber (23) in den Kappen der
Kuppel Engelköpfe in kleinen, vertieften Qua-
draten emporleitend zur Glocke (32), die in der
offenen Laterne schwebt und, in Bronze gegos-
sen, Heilige in Flachrelief zeigt (33, 34).
Dem Altarraum entsprechend sind auch die
seitlichen Kreuzarme (15, 16) ausgestattet, nur
einfacher. An der Schlußwand rechts sieht man
den heiligen Rochus (16), an der Schlußwand
links Christus am Kreuz (15). Man wird auch
erkennen, daß in den Seitenwänden vier Flach-
bilder eingelassen sind, darstellend die vier
Mitglieder der Familie Racic (35—38), deren
Andenken diese Stiftung gewidmet ist.
Das Gebäude ist 16 Meter lang, 14 Meter
breit und 91\i Meter hoch. Es ist im Äußeren
einfach aus Quadern aufgebaut, die Giebelsimse
der Kreuzarme und das Kranzgesims der Kup-
pel sind mit Wellenlinien geschmückt, die ein-
mal Palmetten, das andere Mal geflügelte Läm-
mer zwischen Palmen als Füllung aufweisen (5).
Sonst antike Motive mit Palmetten und Widder-
köpfen (8, 41).
II. Wesen. Für das Wesen unseres Kunstwer-
kes ist von vornherein bestimmend, daß es ein
Bildhauer war, der mit der Ausführung betraut
wurde. Es ist daher zu erwarten, daß Bauen
und Bilden in eine eigenartige Einheit gebracht
sind, Mestrovic darin sein Wesen in Bedeutungs-
und Eischeinungswerte umgesetzt hat. Dazu
kommt die Einheitlichkeit des Aufgehenden in
der Steinart, die nur an Tür und Turmkrönung
durch Bronze in der Wirkung ergänzt wird.
errungen hat, sein Denken auch in diesem Falle
(in dem es sich zunächst um ein Bauwerk han-
delte) auf die Durchsetzung des Bauens durch
das Bilden gerichtet hat. So ist ein Werk von
seltenem Reiz entstanden.
I. Kunde. Es handelt sich um eine Stiftung der
Familie Racic und gleichzeitig um deren Grabes-
kirche. Die Familie bestand aus vier Mitgliedern,
den Eltern, einem Sohn und einer Tochter. Die
Kinder lebten während des Krieges in England,
wo Mestrovic mit ihnen bekannt wurde. Die
Tochter, Frau eines Schiffsreeders Banac, war
die eigentliche geistige Urheberin des Denkmals,
für das dann, als nach dem Kriege drei Mit-
glieder der Familie innerhalb einer kurzen Zeit-
spanne starben, von der überlebenden Mutter
vor dem eigenen Ableben vorgesorgt wurde.
Sie widmete das große Vermögen für eine See-
mannsschule und einen Teil für die Errichtung
der Grabkirche auf dem Friedhofe von Cavtat.
Die Testamentsvollstrecker gaben den Auftrag
weiter an Mestrovic und so begann der Bau im
Jahre 1920 und wurde Ende 1922 vollendet.
Lage. Die Grabkirche liegt auf einer Land-
zunge, deren Spitze krönend (2). Die Häuser
des Ortes ziehen sich vom Lande her über den
Anfang der Landzunge (3). Die eigentliche Höhe
nimmt der Friedhof ein mit seinen Zypressen,
aus denen sich der Bau lotrecht hervorhebt.
Er setzt also nicht die Linien der Abhänge
fort — wie etwa die Kirche von Boberg in
Saltjöbaden bei Stockholm — sondern wächst
aufrecht aus der Spitze des Hügels hervor.
Beschreibung. Das Bauwerk bildet im Grund-
riß ein Achteck mit vier in den Achsen vor-
springenden Kreuzräumen, die im Osten für die
Vorhalle, im Westen für die Altarnische, im
Norden und Süden für Kapellen benutzt sind.
Über dem Mittelraum wölbt sich eine Kuppel,
die in Kappen aufsteigt (4). Sie endigt in einer
Laterne (31), die über dem schrägen Steindach
lotrecht aufsteigt (4) und mit einem knieenden
Bronzeengel (39,40) bekrönt ist. Da auf der Ein-
gangsseite ebenfalls Engel als Karyatiden (5) ein-
gestellt sind, so ist damit der Deutung des ganzen
Bauwerkes von vornherein der Weg gewiesen.
Durch die Eingangshalle gelangt man zunächst
an das Bronzeportal (20 —23), das durch Flach-
bilder den kirchlichen Charakter in der Vor-
führung der vier slavischen Apostel: Cyrill und
Method, S. Sava und Grgur Ninski betont. Der
letzte ist der Vater der kroatischen Glagolitica.
Im Rahmen Wellenlinien, in deren Kreisen
oben die vier Apostel und ringsherum zwischen
anderen Heiligen die zwölf Zeichen des Tier-
kreises gegeben sind. Unten, zu Füßen der
untern Apostel, das Sinnbild der Schlange.
Beim Betreten des Innern (13) bietet sich
zunächst durch den hell von oben her beleuch-
teten Kuppelraum der Blick auf den Altar, der
im Hintergrunde des Kreuzarmes (7) von zwei
seitlichen Fenstern beleuchtet aufragt. Zwei
Stufen fü'iren vom dunklen Boden über den
Altarvorsatz mit der Beweinung Christi (10) und
das Lamm empor zur Muttergottes, die in den
Giebel der Decke aufragt, allein vor der Rück-
wand sitzend, während seitlich sechs nackte
Engelknaben (12) Musik machen. Engelköpfe
(9) — in der Mitte Pfauen — in die perspek-
tivischen Fluchtlinien der Kassettendecke ge-
meißelt (11) fassen denBlick auf die Muttergottes
hin zusammen. Vier gedrehte Leuchter auf
Konsolen leiten ihn zugleich in die Tiefe.
Im Hauptraum ist der Boden (13, 23) aus
fünf Arten dalmatinischen Marmors gebildet
mit streng in Form gebrachten Planetenzeichen
und den Sinnbildern der Evangelisten um einen
mittleren Stern in Kreis und Achteck. In den
Diagonalseiten des Achteckes (23) sind unten
Platten zu sehen, die „Krypten" schließen, da-
rüber Engel, Seelen in den Armen tragend
(24—28). Darüber (23) in den Kappen der
Kuppel Engelköpfe in kleinen, vertieften Qua-
draten emporleitend zur Glocke (32), die in der
offenen Laterne schwebt und, in Bronze gegos-
sen, Heilige in Flachrelief zeigt (33, 34).
Dem Altarraum entsprechend sind auch die
seitlichen Kreuzarme (15, 16) ausgestattet, nur
einfacher. An der Schlußwand rechts sieht man
den heiligen Rochus (16), an der Schlußwand
links Christus am Kreuz (15). Man wird auch
erkennen, daß in den Seitenwänden vier Flach-
bilder eingelassen sind, darstellend die vier
Mitglieder der Familie Racic (35—38), deren
Andenken diese Stiftung gewidmet ist.
Das Gebäude ist 16 Meter lang, 14 Meter
breit und 91\i Meter hoch. Es ist im Äußeren
einfach aus Quadern aufgebaut, die Giebelsimse
der Kreuzarme und das Kranzgesims der Kup-
pel sind mit Wellenlinien geschmückt, die ein-
mal Palmetten, das andere Mal geflügelte Läm-
mer zwischen Palmen als Füllung aufweisen (5).
Sonst antike Motive mit Palmetten und Widder-
köpfen (8, 41).
II. Wesen. Für das Wesen unseres Kunstwer-
kes ist von vornherein bestimmend, daß es ein
Bildhauer war, der mit der Ausführung betraut
wurde. Es ist daher zu erwarten, daß Bauen
und Bilden in eine eigenartige Einheit gebracht
sind, Mestrovic darin sein Wesen in Bedeutungs-
und Eischeinungswerte umgesetzt hat. Dazu
kommt die Einheitlichkeit des Aufgehenden in
der Steinart, die nur an Tür und Turmkrönung
durch Bronze in der Wirkung ergänzt wird.