Ausstellung -»Deiitsche Kunst /p2j« Darmstadt.
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I
sieren, das seine Herkunft aus der kubistischen
Richtung nicht verleugnet. Das ist es, was ein
gutgläubiges Hinnehmen dieses nachexpressio-
nistischen Realismus verhindert. Die Bilder
scheinen noch mit angehaltenem Atem gemalt.
Sie sind noch nicht frei von Angst, oder von
Absicht, oder von Künstlichkeit oder Manier.
Sie haben mehr Festigkeit als Freundlichkeit;
das Hauptmerkmal einer geordneten Menschen-
welt, die Heiterkeit, geht ihnen noch ab. Aber
soviel kann man ihnen doch nachsagen, daß sie
einen Schritt aus der eigentlichen expressio-
nistischen Geisteslage beraus tun. Sie haben
jenseits der gespenstischen Ichwelt wenigstens
die kristallische, wenn auch noch nicht die or-
ganische Stufe erreicht. Ein erster Versuch,
dem Chaos zu entrinnen, wird selten ohne Ge-
preßtheit und Gewaltsamkeit einhergehen. Der
Durchbruch zum Ding ist bei Kanoldt immerhin
an der richtigen Stelle angesetzt. Das Kubi-
stische — jenes Gesetz, mit dem das weltleere
Ich trotz allem Ordnung und Bestimmtheit zu
erzwingen versucht hatte — will hier dem „ Ding "
hilfreich und dienend begegnen. Das künst-
lerische Ich Kanoldts hat die eigentliche Hin-
gabe und Harmlosigkeit, das selbstvergessene
Frommsein noch nicht gelernt. Aber es sieht
diese Hingabe doch als ein erwünschtes Ziel.
Kanoldts Welt hat das Drohende noch nicht
ganz verloren. Aber es ist doch gesänftigt und
abgedämpft. Die Luft in seinen Raumschilde-
rungen ist noch dünn und kalt. Aber man
kann sich denken, daß sie sich bei fortschreiten-
der Bereicherung seiner dinglichen Beziehungen
erwärmen und verdichten wird.
In der äußeren Gebärde scheinen sich die
Kollektionen Mense und Sehr impf, auch
Davringhausen, verhältnismäßig nahe zu
Kanoldt zu stellen. Aber Davringhausen tritt
hier noch sehr als Gespensterseher auf und er-
zählt das Beste in seiner Graphik, die eine
angstvolle, unerlöste, von Maskenschrecken
durchkältete Welt sehr überzeugend schildert.
Ob es sich bei Mense und Schrimpf um
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sieren, das seine Herkunft aus der kubistischen
Richtung nicht verleugnet. Das ist es, was ein
gutgläubiges Hinnehmen dieses nachexpressio-
nistischen Realismus verhindert. Die Bilder
scheinen noch mit angehaltenem Atem gemalt.
Sie sind noch nicht frei von Angst, oder von
Absicht, oder von Künstlichkeit oder Manier.
Sie haben mehr Festigkeit als Freundlichkeit;
das Hauptmerkmal einer geordneten Menschen-
welt, die Heiterkeit, geht ihnen noch ab. Aber
soviel kann man ihnen doch nachsagen, daß sie
einen Schritt aus der eigentlichen expressio-
nistischen Geisteslage beraus tun. Sie haben
jenseits der gespenstischen Ichwelt wenigstens
die kristallische, wenn auch noch nicht die or-
ganische Stufe erreicht. Ein erster Versuch,
dem Chaos zu entrinnen, wird selten ohne Ge-
preßtheit und Gewaltsamkeit einhergehen. Der
Durchbruch zum Ding ist bei Kanoldt immerhin
an der richtigen Stelle angesetzt. Das Kubi-
stische — jenes Gesetz, mit dem das weltleere
Ich trotz allem Ordnung und Bestimmtheit zu
erzwingen versucht hatte — will hier dem „ Ding "
hilfreich und dienend begegnen. Das künst-
lerische Ich Kanoldts hat die eigentliche Hin-
gabe und Harmlosigkeit, das selbstvergessene
Frommsein noch nicht gelernt. Aber es sieht
diese Hingabe doch als ein erwünschtes Ziel.
Kanoldts Welt hat das Drohende noch nicht
ganz verloren. Aber es ist doch gesänftigt und
abgedämpft. Die Luft in seinen Raumschilde-
rungen ist noch dünn und kalt. Aber man
kann sich denken, daß sie sich bei fortschreiten-
der Bereicherung seiner dinglichen Beziehungen
erwärmen und verdichten wird.
In der äußeren Gebärde scheinen sich die
Kollektionen Mense und Sehr impf, auch
Davringhausen, verhältnismäßig nahe zu
Kanoldt zu stellen. Aber Davringhausen tritt
hier noch sehr als Gespensterseher auf und er-
zählt das Beste in seiner Graphik, die eine
angstvolle, unerlöste, von Maskenschrecken
durchkältete Welt sehr überzeugend schildert.
Ob es sich bei Mense und Schrimpf um
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