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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Ein deutscher Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts, [1]: zu Mercks, des Goethefreundes, Aufsätzen über die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0206

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Em deutscher Kunstkritiker des ig. Jahrhunderts.

WILLI JAECKEL—BERLIN.

GEMÄLDE »WALDLICHTUNG«

Aber während das so natürlich ist, daß es gar
nicht anders erwartet werden darf, stimmt es
uns lüglich zur Bewunderung, zu sehen, wie
flügelleicht er im wesentlichen den Zeitbefangen-
heiten zu entrinnen weiß, wie kräftig und unmit-
telbar das geheime Wissen vom untergründigen
Leben der Kunst in seine schlanken, wüchsigen,
ziervollen Sätze einströmt. Mercks Schriften
und Äußerungen zur Kunst sind heute noch
nicht veraltet, sie rufen in den ewigen Kampf,
den der Künstler gegen das Banausentum und
den starren Buchstaben zu führen hat, noch
heute manches gute, witzige Wort, wie sie schon
zu ihrer Zeit gegenüber einem kalten, trockenen
Pedantentum das Leben, die Freiheit, das Wer-
den und das tiefere Wissen mit Glück vertei-

digt haben. Merck war „schöpferischer" Kri-
tiker im besten Sinne des Wortes. Und um es
noch genauer zu erfassen: er hat sich diesen
Ehrentitel erworben nicht durch tiefe synthe-
tische Spekulation über das Wesen der Kunst
und des Künstlergeistes, sondern durch viele
verstreute, oft polemische, im Tagesstreit der
Meinungen anwendbare Bemerkungen, Finger-
zeige, Richtigstellungen, die alle von Sachkunde
blitzen und meist glänzend geprägt sind.

Kennzeichnend für die Lebendigkeit seiner
Betrachtung ist eine Bemerkung in dem Aufsatz
„Ueber die Landschaft-Mahlerey" (1777): „Die
meisten unsrer Kunstbücher sind nichts weiter
als Aesthetik, Redekünste, Institutiones styli,
Poetiken u.s.w. Es ist nur immer die Rede da-

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