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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Ein deutscher Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts, [1]: zu Mercks, des Goethefreundes, Aufsätzen über die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0209

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Ein deutscher Kunstkritiker des ig. Jahrhunderts.

MAX PECHSTEIN—BERLIN.

GEMÄLDE »FRAUENBILDNIS«

dieser Ehrfurcht, hindert ihn aber, so bald, be-
sonders dem profanen Auge, etwas Sehens-
würdiges zu liefern. . . . Wer Wahrheit liebt
und verehrt, ist nicht immer der fertigste Skri-
bent. . . . Manier soll und muß werden, aber
spät, wie bei J. J. Rousseau, der im 40. Jahre
zu schreiben anfing. Wo sie zu früh entsteht,
ist's Selbstbetrug, verkleidete Armut unter
reichem Ameublement und Fertigkeit ohne
Wissenschaft."

Man sieht: hier wird der Leser vom Führer
wirklich in „Künstlers Lande" geführt; er lernt
die Kunst und ihre Probleme sehen vom Stand-
ort des Künstlers aus, und ist dies heute noch
das Wesentliche, was vom Kunstschriftsteller
zu verlangen ist: für Mercks Zeiten war dieser

Wechsel des Standortes eine kühne Neuerung
gegenüber einer üblichen Kunsterörterung, die
in einem falschen Sinne normativ und rein
gegenständlich war. Das tiefere Wissen von
der Kunst befähigte Merck dann u. a. zu einer
Würdigung Albrecht Dürers, die gegenüber der
abschätzigen Meinung seiner Gegenwart kühn
und revolutionär zu nennen ist. Es ist ein Un-
recht, daß man seinen Aufsatz „Einige Rettungen
für das Andenken Albrecht Dürers gegen die
Sage der Kunstlitteratur" vergessen hat, denn
hier bereitet sich — er ist 1780 im „Merkur"
erschienen — jene neue Einschätzung Dürers
vor, die späterhin von der Romantik zum Glau-
benssatz erhoben worden ist. Merck weiß
Dürer, der jener Zeit als steif, gotisch, roh,
 
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