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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Ein deutscher Kunstkritiker des 19. Jahrhunderts, [1]: zu Mercks, des Goethefreundes, Aufsätzen über die Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0210

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Ein deutscher Kunstkritiker des ip. Jahrhunderts.

AUSSTELLG.
> DKUTSCHE
KUNST 1923
DARMSTADT«

ALFRED LÖRCHER—STUTTGART.

»STATUETTE<: TERRAKOTTA.

häßlich, gemein, naturalistisch, trocken und
kleinlich, hart und unbeholfen galt, aus seiner
Zeit, Bildung und Umwelt zu erfassen. Er lehnt
seine Vergleichung mit den damals geschmack-
beherrschenden Italienern rundweg ab, be-
hauptet seine eigenwüchsige und eigengesetz-
liche Größe und rühmt insbesondere sein gra-
phisches Werk als unübertrefflich: kein Meister
habe je so tief wie Dürer empfunden, was man
eigentlich in Holz ausdrücken könne. Man muß
diese prachtvollen Ausführungen über Dürers
Holzschnitte lesen, um ihre Sachkunde, ihren
wissenschaftlichen Wert, ihre feinen Unter-
scheidungen würdigen zu können.

Das gleiche Wissen ist es, das ihn ein an-
dermal auftreten läßt gegen flaue, pseudo-
idealistische Auffassungen über die Motive,
die den Künstler zum Schaffen treiben. Daraus
entsteht der vortreffliche, von Witz und hu-
manen Ironieen funkelnde Aufsatz „Über die

bei Kunstwerken objektiv gleichgiltige Absicht
ihrer Urheber" (Merkur 1781). Eine falsche,
phrasenhafte Geistigkeit wollte damals (und ist
es heute viel anders?) als Antriebe für künst-
lerisches Schaffen nur hohe und erhabene Dinge,
Drang nach Unsterblichkeit, edelste Bildungs-
absicht u.s.w. gelten lassen. Mit entzückendem
Spott tut Merck diese windelweiche, unwis-
sende und respektlose Gesinnung ab: „Wenn
große Kräfte in Bewegung gesetzt werden, so
mag der Endzweck profan oder heilig sein, so
werden allzeit große Resultate daraus entsprin-
gen. Sogar um Geld zu machen, das doch so
vielen Leuten das Ekelhafteste ist, das man
denken kann, glaube ich, kann einer, der epi-
sche Kräfte hat, ein episches Gedicht hervor-
bringen. . . . Ob Voltaire sich hätte träumen
lassen, daß er von einer Rotte unbärtiger Knaben
in Teutschland . . Kahlkopf gescholten würde,
weiß ich nicht; aber das weiß ich, daß manches
 
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