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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Ewald, Reinhold: Der Altar des Michael Pacher
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0234

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Der Altar des Michael Packer.

MICHAEL
P ACH KR.
»ENGEL«
ALTAR ST.
WOLFGANG.

untere Körperblock der Helferin links und der
kubisch bestimmende Block des rechts stehen-
den Josefs. Der Raum dehnt sich statisch gleich-
mäßig wie bei den Italienern, von der Bank aus
in den dahinterliegenden wie in den nach vorne
sich ergehenden Bildraume aus. — Anders der
zweite Raumkosmos, der seine Anregung von
dem Erlebnis der Zartheit des Kindes, der un-
erhört feierlichen Stille des Moments, der Zart-
heit und leichten Nervosität der Maria und der
feinen Nervenanspannung der Zuschauer er-
hält. Es entsteht folgendes: Von der Schere
und dem ungemein edlen Spiel der Hände
des Priesters aus entwickelt sich der vordere

kreiselnde Raumkeim. Er greift um sich, zuckt
über das aufgeblätterte Buch, in die beiden
Daumen der nicht sichtbaren Hände der Maria,
leitet nach rechts in die Hände und Arme des
Josef und dreht schließlich bewegt die Ober-
körper der Zuschauer, die Köpfe zart ruckartig
kreiselnd in die Richtung der Handlung. Hinter
der Bank macht der obere Gesamtraum, von der
Gewölbespinne ausgehend, dieselbe drehende
Bewegung mit, öffnet hinter den Pfeilern neue
kreiselnde Räume. Dies der zweite Kosmos
des Raums. Beide Kosmen liegen in demselben
Bildraum und verschwistern sich. Der eine ent-
steht, der andere vergeht und umgekehrt. Die

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