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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Ewald, Reinhold: Der Altar des Michael Pacher
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0236

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Der Altar des Michael Packer.

sich rechts und links vom Grab. Hier sind
etwa 20 Personen, statt wie in italienischen
Bildern drei oder vier, wie Pfähle aneinander-
gerammt. Alle setzen den Raum von den äußeren
Bildwänden nach der Mitte gegen das Grab in
Bewegung. Dieses seitliche Drücken des rechts
und links befindlichen Raumsystems in konstan-
ter Ruhe bewirkt relativ ein fluchtartiges Tempo
des ersten Lazarusgeschehnisses in die Tiefe
des Raums. — Als psychologischer Ausgangs-
punkt des ersten Kosmos erscheint mir das un-
erwartete zuckende Leben des Lazarus. Als

Anregung des zweiten Kosmos die erhabene
Ruhe Christi mit seinen ihn stützenden Jüngern,
die Neugier, mißwillige Pflichtgebundenheit, der
üble Geruch der Leiche. In diesem Bilde unter-
liegt der Raum um Lazarus einer entsetzlichen
grünen Leichenfarbe, dagegen erscheint Christus
in wunderbarem Braunviolett mit Rot umhüllt
und vergoldeten Scheinen. Dieser Farbekomplex
greift schon in das Dach des Grabes über. Die
Gruppe der Zuschauer rechts ist dumpf, stickig
violett. Vorne im Bild eine in der Farbe erbar-
mungslos kalte Frau, die Schwester des Lazarus.
 
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