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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Rolffsen, Hans: Ein Landhaus in Blankenese: Erbaut von Prof. Bruno Paul
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0244

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Ein Landhaus in Blankenese.

PROFESSOR BRUNO PAUL— BERLIN.

»LANDHAUS IN BLANKENESE«

dung sorgfältig beachtet haben, daß in freier
Landschaft mit großen Formen die Steigerung
des Eindrucks der großen Baumkronen, Rasen-
flächen, Hänge und Schluchten durch die Ar-
chitektur ein vornehmes Ziel baukünstlerischen
Gestaltens ist. Wenn, was für Hamburg be-
dauerlich wäre, die fortschreitende Bebauung
des unvergleichlich schönen Elbparks zur Tat
wird, müßte die Schönheit dieser alten Land-
sitze zu neuen Ehren gelangen, und könnte in
diesem Sinne auch das Landhaus Fraenckel
reiche Anregungen bieten.

Im Gegensatz zur Zurückhaltung, die sich der
Architekt bei Gestaltung des Äußern aus guten
Gründen auferlegt hat, hat er im Innern frei
geschaltet. Den in das Haus Eintretenden emp-
fängt eine andere Welt, im Gegensatz zur Groß-
artigkeit der umgebenden Natur die stille Welt
einer kunstsinnigen Häuslichkeit, die Welt er-
lesendsten Geschmacks. Je drei Räume, im
Erdgeschoß Herrenzimmer, Musikzimmer und
Eßzimmer, im Obergeschoß Schlaf- und Wohn-
zimmer, entwickeln sich an der Elbseite des
Hauses. Die Verbindung nach den der Straßen-

seite zu gelegenen Wirtschafts- und Eingangs-
räumen stellt die Diele mit der wuchtigen
Treppe dar. In allen Räumen äußert sich bis
in die kleinste Einzelheit mit feinem Takt die
bewußte Kraft eines Meisters. Für die Raum-
verteilung, wie für die Einzelgestaltung ist eine
stille Würde in diesem Hause bezeichnend. Nur
selten, wie bei der massigen Treppenbrüstung
der Diele, klingen lautere Töne an. Die Farben
geben allen Räumen in glücklichem Wechsel
den Ausdruck einer heiteren Festlichkeit. Es
soll nicht versucht werden auszudrücken, was
aus dem Werke des Künstlers spricht. Die
liebevolle Sorgfalt, strenge Selbstzucht und Un-
bestechlichkeit in allem scheint mir auch bei
dieser Arbeit ein besonders schönes Merkmal
des Künstlers zu sein. Abbildungen können nur
eine dürftige Vorstellung geben. Die Beschrei-
bung würde kaum zu einer besseren Anschauung
verhelfen. Zum Wesen echter Kunst gehört es,
daß sie sich nicht durch Abbildungen und Be-
schreibungen ersetzen läßt, ihre Würdigung
vielmehr eines eingehenden und liebevollen
Studiums des Werkes selbst bedarf. Was Bruno
 
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