Vom Bildungswert der Kunst.
ihrer Kunst. Wieviele Deutsche sehen heute
noch die Wälder und Berge im Geschmack
eines Ludwig Richter, eines Moritz v. Schwind I
Wieviele erleben die Lust am Wandern und
Schauen auf die Weise Eichendorffs oder Mö-
rikes I So reicht unsre Kunst von allen Seiten
sehr tief in unsre Natur hinein. Und es wird
auch von dieser Seite her wichtig — das sollte
der gebildete Mensch stets beherzigen — wel-
che Art von Kunst uns umgibt, wie unser Ver-
hältnis zur Kunst beschaffen ist. Wer etwas
für die Pflege und Verfeinerung seines Kunst-
geschmackes tut, der erweist damit zugleich
seiner gesamten geistigen Welt und seinem
Naturbild einen wertvollen Dienst. Wer künst-
lerische Roheit um sich duldet, sei es in der
Ausstattung seines Heims, sei es auf seinem
Bücher- und Zeitschriftentisch, oder im Wand-
schmuck, der schädigt sich viel mehr als er ahnt.
Wir leben wohl in der Wirklichkeit, aber
ihren Hauptakzenten nach ist diese eine selbst-
geschaffene Welt. Was die Inder das „Karma"
nennen, wirkt sich nicht erst in einem vermute-
ten späteren Leben, sondern bestimmt schon in
diesem Leben aus. Ein verborgener Weisheits-
lehrer sagte zu einer jungen Dame, die ihn über
Wesen undBegriff körperlicher Schönheit fragte:
„ Gute Gedanken denken, hohe Gebilde schauen
und durchsinnen, gehört nicht nur zur Vervoll-
kommnung des inneren, sondern auch des
äußeren Menschen. Es ist ein Mittel zum Schön-
werden, ein höchstes Kosmetikum. Lassen
PROFESSOR BRUNO PAUL. »GLÄSERSCHRANK IM ESSZIMMER«
ihrer Kunst. Wieviele Deutsche sehen heute
noch die Wälder und Berge im Geschmack
eines Ludwig Richter, eines Moritz v. Schwind I
Wieviele erleben die Lust am Wandern und
Schauen auf die Weise Eichendorffs oder Mö-
rikes I So reicht unsre Kunst von allen Seiten
sehr tief in unsre Natur hinein. Und es wird
auch von dieser Seite her wichtig — das sollte
der gebildete Mensch stets beherzigen — wel-
che Art von Kunst uns umgibt, wie unser Ver-
hältnis zur Kunst beschaffen ist. Wer etwas
für die Pflege und Verfeinerung seines Kunst-
geschmackes tut, der erweist damit zugleich
seiner gesamten geistigen Welt und seinem
Naturbild einen wertvollen Dienst. Wer künst-
lerische Roheit um sich duldet, sei es in der
Ausstattung seines Heims, sei es auf seinem
Bücher- und Zeitschriftentisch, oder im Wand-
schmuck, der schädigt sich viel mehr als er ahnt.
Wir leben wohl in der Wirklichkeit, aber
ihren Hauptakzenten nach ist diese eine selbst-
geschaffene Welt. Was die Inder das „Karma"
nennen, wirkt sich nicht erst in einem vermute-
ten späteren Leben, sondern bestimmt schon in
diesem Leben aus. Ein verborgener Weisheits-
lehrer sagte zu einer jungen Dame, die ihn über
Wesen undBegriff körperlicher Schönheit fragte:
„ Gute Gedanken denken, hohe Gebilde schauen
und durchsinnen, gehört nicht nur zur Vervoll-
kommnung des inneren, sondern auch des
äußeren Menschen. Es ist ein Mittel zum Schön-
werden, ein höchstes Kosmetikum. Lassen
PROFESSOR BRUNO PAUL. »GLÄSERSCHRANK IM ESSZIMMER«