KARL
HOFER.
»MÄDCHEN
MIT KERZE c
DIE VERJÜNGTE BERLINER AKADEMIE.
VON DR. MAX OSBORN.
Das Berliner Ausstellungswesen, seit einigen
Jahren schon in einem Gährungsprozeß
begriffen, zeigt nunmehr ein völlig verändertes
Angesicht. Die Sezessionen befinden sich in
einer schweren Krisis. Die „Freie Sezession",
d. h. die einst von Max Liebermann regierte,
ist zur Zeit überhaupt nicht viel mehr als ein
Begriff; vor dem Radikalentschluß einer gänz-
lichen Auflösung ist man noch zurückgeschreckt,
man will das alte Banner wenigstens im Schrank
aufbewahren, um es bei besserer künftiger Ge-
legenheit wieder hervorzuholen, aber man tritt
sozusagen nicht mehr „in die Erscheinung .
Die „Berliner Sezession", also die um Corinth,
existiert wohl noch, hat aber ihr Ausstellungs-
haus für den größten Teil des Jahres an ein —
Kabarett verpachtet (natürlich, da das Quartier
auf CWlottenburger Boden liegt, an eine
„Russische Kleinkunst-Bühne"). Die „Große
Berliner Kunstausstellung" trägt ein immer ko-
mischer werdendes Doppelantlitz, da die Se-
zessionen sich von ihr zurückgezogen haben
und auf dereinen Seite die radikal-tumultarische
Novembergruppe, auf der andern Seite — ohne
versöhnende Vermittlung mit der ungleichen
Schwester drüben — der „Verein Berliner
Künstler" steht, aber nicht mehr, wie früher,
durch die Mitwirkung der Akademie gestützt.
XXVI. Anguat 1923. 1
HOFER.
»MÄDCHEN
MIT KERZE c
DIE VERJÜNGTE BERLINER AKADEMIE.
VON DR. MAX OSBORN.
Das Berliner Ausstellungswesen, seit einigen
Jahren schon in einem Gährungsprozeß
begriffen, zeigt nunmehr ein völlig verändertes
Angesicht. Die Sezessionen befinden sich in
einer schweren Krisis. Die „Freie Sezession",
d. h. die einst von Max Liebermann regierte,
ist zur Zeit überhaupt nicht viel mehr als ein
Begriff; vor dem Radikalentschluß einer gänz-
lichen Auflösung ist man noch zurückgeschreckt,
man will das alte Banner wenigstens im Schrank
aufbewahren, um es bei besserer künftiger Ge-
legenheit wieder hervorzuholen, aber man tritt
sozusagen nicht mehr „in die Erscheinung .
Die „Berliner Sezession", also die um Corinth,
existiert wohl noch, hat aber ihr Ausstellungs-
haus für den größten Teil des Jahres an ein —
Kabarett verpachtet (natürlich, da das Quartier
auf CWlottenburger Boden liegt, an eine
„Russische Kleinkunst-Bühne"). Die „Große
Berliner Kunstausstellung" trägt ein immer ko-
mischer werdendes Doppelantlitz, da die Se-
zessionen sich von ihr zurückgezogen haben
und auf dereinen Seite die radikal-tumultarische
Novembergruppe, auf der andern Seite — ohne
versöhnende Vermittlung mit der ungleichen
Schwester drüben — der „Verein Berliner
Künstler" steht, aber nicht mehr, wie früher,
durch die Mitwirkung der Akademie gestützt.
XXVI. Anguat 1923. 1