Ausstellung der »Münchener Neuen Secessions. Sommer 1923.
MAX UNOLD—MÜNCHEN.
GEMÄLDE »AM STRANDc
Es gibt nachgerade zu denken, wenn man
immer wieder lesen kann, „Karl Caspar be-
müht sich um die religiöse Malerei." Man sollte
vielleicht wissen, was religiöse Malerei ist, um
sagen zu können, daß sie hier Wirklichkeit
wurde, innerlich so stark, wie die der Alten,
getragen dennoch von einer wahrhaftigen, im
besten Sinne modernen Menschlichkeit.
Bleibend von der temperamentvollen Art,
die wir seit Jahren an ihr schätzen, sind die
Landschaften Maria C aspar-Filser's. Die
Impression wird durch die urwüchsige Kraft
einer starken Seele erhöht zu einem Bekennt-
nis voll großen, malerischen Reichtums. Man
wird solchen Gemälden, mit der Analyse ihrer
Technik nicht gerecht. Die Natur als Ganzes
ist in ihnen von einer schwungvollen Plastizität,
wie sie die süddeutschen Volksstämme stets
geliebt haben. Unter den heutigen Landschaf-
tern ist Maria Caspar-Filser vielleicht die ein-
zige, die der Volksrasse noch nahe genug steht,
um als ihre Interpretin gelten zu können. —
Julius Hess, der neuerdings mit einer helleren
und leichteren Farbigkeit wesentlich an maleri-
scher Ausdruckskraft gewonnen hat, vertritt
einen Typ absolut verfeinerter Gepflegtheit, der
wohltuend wirkt. Bilder, die man gerne um sich
hat. — In der Hinsicht ist ihm Hans Gött
verwandt. Letzterer hat übrigens die Anlehnung
an C. D. Friedrich überwunden und beginnt
seinen eigenen Weg nicht minder verheißungs-
voll zu wandeln, als er früher durch die einge-
schlagene Richtung bemerkenswert war. —
Adolf Schinnerer hält in der Malerei noch
immer nicht, was seine exquisite Graphik ver-
spricht. Kennen wir solche Landschaften nicht
schon recht langt ? Seine Kraft liegt auf dem
Gebiet pathetischer Lyrik. Jedenfalls ist er
nirgendwo größer und hier wirklich groß. —
Pastos, mit sehr dunklen Farben malend, schei-
det sich Paula Deppef von Julius Hess
auch durch eine bestimmte Sprödigkeit des
Temperamentes, die in der anschaulichen Wirk-
lichkeit die struktiven Elemente aufsucht. In-
des finden sich diese Elemente nicht zu einer
stilistischen Einheit zusammen. Das Bindende
ist die Farbe, deren ausgesuchte Schwere einer
dekorativen Wirkung entgegen stehen dürfte.
— Eigentlich expressionistisch sind die Land-
schaften Richard Seewald's. Man muß
MAX UNOLD—MÜNCHEN.
GEMÄLDE »AM STRANDc
Es gibt nachgerade zu denken, wenn man
immer wieder lesen kann, „Karl Caspar be-
müht sich um die religiöse Malerei." Man sollte
vielleicht wissen, was religiöse Malerei ist, um
sagen zu können, daß sie hier Wirklichkeit
wurde, innerlich so stark, wie die der Alten,
getragen dennoch von einer wahrhaftigen, im
besten Sinne modernen Menschlichkeit.
Bleibend von der temperamentvollen Art,
die wir seit Jahren an ihr schätzen, sind die
Landschaften Maria C aspar-Filser's. Die
Impression wird durch die urwüchsige Kraft
einer starken Seele erhöht zu einem Bekennt-
nis voll großen, malerischen Reichtums. Man
wird solchen Gemälden, mit der Analyse ihrer
Technik nicht gerecht. Die Natur als Ganzes
ist in ihnen von einer schwungvollen Plastizität,
wie sie die süddeutschen Volksstämme stets
geliebt haben. Unter den heutigen Landschaf-
tern ist Maria Caspar-Filser vielleicht die ein-
zige, die der Volksrasse noch nahe genug steht,
um als ihre Interpretin gelten zu können. —
Julius Hess, der neuerdings mit einer helleren
und leichteren Farbigkeit wesentlich an maleri-
scher Ausdruckskraft gewonnen hat, vertritt
einen Typ absolut verfeinerter Gepflegtheit, der
wohltuend wirkt. Bilder, die man gerne um sich
hat. — In der Hinsicht ist ihm Hans Gött
verwandt. Letzterer hat übrigens die Anlehnung
an C. D. Friedrich überwunden und beginnt
seinen eigenen Weg nicht minder verheißungs-
voll zu wandeln, als er früher durch die einge-
schlagene Richtung bemerkenswert war. —
Adolf Schinnerer hält in der Malerei noch
immer nicht, was seine exquisite Graphik ver-
spricht. Kennen wir solche Landschaften nicht
schon recht langt ? Seine Kraft liegt auf dem
Gebiet pathetischer Lyrik. Jedenfalls ist er
nirgendwo größer und hier wirklich groß. —
Pastos, mit sehr dunklen Farben malend, schei-
det sich Paula Deppef von Julius Hess
auch durch eine bestimmte Sprödigkeit des
Temperamentes, die in der anschaulichen Wirk-
lichkeit die struktiven Elemente aufsucht. In-
des finden sich diese Elemente nicht zu einer
stilistischen Einheit zusammen. Das Bindende
ist die Farbe, deren ausgesuchte Schwere einer
dekorativen Wirkung entgegen stehen dürfte.
— Eigentlich expressionistisch sind die Land-
schaften Richard Seewald's. Man muß