Ausstellung der »Münchener Neuen Secession* Sommer 1923.
GEORB
SCHRIMPF-
MÜNCHEN.
»STILLEBEN«
allerdings zugeben, daß er an persönlicher
Sicherheit, an Lust, sonnige Dinge heiter zu
erzählen, eingebüßt hat, daß bestimmte Wellen-
linien allzu zerfließend wiederkehren, um noch
ausdrucksvoll zu sein. Aber die Kraft, die
man aus früherer Zeit an ihm kennt, scheint
sich neue Wege zu suchen, auf denen man ihm
aufmerksam zu folgen haben wird. — Bei Max
U n o 1 d ist eine entschiedene Erkräftigung zu
spüren. Es tut sehr wohl, ihn aus dem Vor-
stadtmilieu an die See entrückt zu sehen. Hier
erobert er sich mit großer Konsequenz einen
Reiz um den andern. Sein Erleben, trocken und
kühl wie seine Farbe, hat, bildmäßig gestaltet,
etwas Zwingendes. Das Experiment eines ver-
hältnismäßig großen Formates ist geglückt. Die
Werte des figürlichen Hintereinander sind ge-
rade in den Fischern sehr stark. Man kann sich
den Augenblick nahe denken, wo auch die
großen Formen ganz mit dem sachten, inneren
Leben gefüllt sein werden, das aus seinen Bil-
dern kleineren Formates, wie dem hier wieder-
gegebenen „Am Strand" und besonders aus
seiner Graphik bekannt ist.
Die „Badende" von Hans Lasser und der
Halbakt von Willi Nowak ergeben einen
aufschlußreichen Vergleich. Bei Lasser die
kräftige, plastische Form, der die klärende, per-
spektivische Aufsicht zugute kommt — Nowak
ganz lässig, fast hinfällig in Farbe, Modellierung,
selbst im Thema. Mehr ein Blatt, als ein Ge-
mälde. Es scheint, als ob man derartige Phä-
nomene des Zarten nicht ausdrücken dürfe ohne
das Erlebnis der Eleganz, der es nie an Straff-
heit fehlt. Vergleiche Renoir. — Bedeutend ist
das Streichquartett von Wilhelm Thöny.
Vom Inneren des Vorganges wird Vieles wach;
Takt und Rhythmus, das Zusammenklingen und
der Wille zum musikalischen Ganzen.
„Versuchung" nennt JosefEberzein Bild,
das vielleicht das Problematischste der ganzen
Ausstellung ist. Es gehört etwas dazu, Hände
GEORB
SCHRIMPF-
MÜNCHEN.
»STILLEBEN«
allerdings zugeben, daß er an persönlicher
Sicherheit, an Lust, sonnige Dinge heiter zu
erzählen, eingebüßt hat, daß bestimmte Wellen-
linien allzu zerfließend wiederkehren, um noch
ausdrucksvoll zu sein. Aber die Kraft, die
man aus früherer Zeit an ihm kennt, scheint
sich neue Wege zu suchen, auf denen man ihm
aufmerksam zu folgen haben wird. — Bei Max
U n o 1 d ist eine entschiedene Erkräftigung zu
spüren. Es tut sehr wohl, ihn aus dem Vor-
stadtmilieu an die See entrückt zu sehen. Hier
erobert er sich mit großer Konsequenz einen
Reiz um den andern. Sein Erleben, trocken und
kühl wie seine Farbe, hat, bildmäßig gestaltet,
etwas Zwingendes. Das Experiment eines ver-
hältnismäßig großen Formates ist geglückt. Die
Werte des figürlichen Hintereinander sind ge-
rade in den Fischern sehr stark. Man kann sich
den Augenblick nahe denken, wo auch die
großen Formen ganz mit dem sachten, inneren
Leben gefüllt sein werden, das aus seinen Bil-
dern kleineren Formates, wie dem hier wieder-
gegebenen „Am Strand" und besonders aus
seiner Graphik bekannt ist.
Die „Badende" von Hans Lasser und der
Halbakt von Willi Nowak ergeben einen
aufschlußreichen Vergleich. Bei Lasser die
kräftige, plastische Form, der die klärende, per-
spektivische Aufsicht zugute kommt — Nowak
ganz lässig, fast hinfällig in Farbe, Modellierung,
selbst im Thema. Mehr ein Blatt, als ein Ge-
mälde. Es scheint, als ob man derartige Phä-
nomene des Zarten nicht ausdrücken dürfe ohne
das Erlebnis der Eleganz, der es nie an Straff-
heit fehlt. Vergleiche Renoir. — Bedeutend ist
das Streichquartett von Wilhelm Thöny.
Vom Inneren des Vorganges wird Vieles wach;
Takt und Rhythmus, das Zusammenklingen und
der Wille zum musikalischen Ganzen.
„Versuchung" nennt JosefEberzein Bild,
das vielleicht das Problematischste der ganzen
Ausstellung ist. Es gehört etwas dazu, Hände