SOMMERAUSSTELLUNG 1923 DER KÜNSTLER-VEREINIGUNG DRESDEN.
Lebendige Vielfalt nach innen, geschlossene
_j Stoßkraft nach außen war immer schöne
Tradition dieser Gruppe, wie sie sich in ihren
großen Sommerausstellungen an der Lenne-
straße darstellt. Und die löbliche Übung, das
Gesamtbild der Gruppe durch auswärtige Mit-
glieder und Gäste zu erweitern, andererseits
es zu vertiefen durch reichliche Raumgabe an
die, deren Entwicklung den Wunsch nach über-
schau und Kritik aufkommen ließ, sicherte ihren
Veranstaltungen die fruchtbare Wirkung. Daß
solches Streben heuer durch die Zeitumstände
stark beeinträchtigt wurde, ist allgemeines
Schicksal diesjähriger Veranstaltungen. Aber
auch, daß unterhalb der Hemmung durch äußere
Verhältnisse ein Stillstand, manchmal gar ein
Nachlassen der schaffenden Kräfte eingetreten
zu sein scheint, wird man bei größerem Über-
blick über die diesjährigen Sommerausstellungen
nicht als Sonderfall buchen dürfen. Nach heftig
vorstoßenden Jahren ist innerhalb der bilden-
den Künste eine Entspannung eingetreten, ein
Ausruhen nach Kämpfen und manchen Siegen,
ein Sichsammeln und Besinnen, das bei vielen
ein Rückholen verlassener Wirklichkeiten —
auch im ethischen, nicht nur im formalen Sinn
— im Gefolge hat.
Solcher Situation ist stärkere Beachtung hei-
mischer, bodenständiger Kräfte genehm und
notwendig. So kommt die Zeitlage der inneren
Forderung entgegen und Dresden besonders,
die Stätte gepflegter Tradition, kann hier eine
manchmal beengende Eigenart zur Tugend wen-
den. Daß es nicht in der vollen Möglichkeit ge-
schieht, liegt an der Zersplitterung der Dresdner
Künstlerschaft in oft kleinlich motivierte Son-
derbündeleien, die auch in dieser für Dresden
repräsentativen Ausstellung kein Gesamtbild
dortigen Kunstlebens aufkommen lassen.
Umso schätzenswerter, was trotzdem ge-
leistet wurde. Zurückhaltung der älteren, in
sicherem Können weiterarbeitenden Genera-
Lebendige Vielfalt nach innen, geschlossene
_j Stoßkraft nach außen war immer schöne
Tradition dieser Gruppe, wie sie sich in ihren
großen Sommerausstellungen an der Lenne-
straße darstellt. Und die löbliche Übung, das
Gesamtbild der Gruppe durch auswärtige Mit-
glieder und Gäste zu erweitern, andererseits
es zu vertiefen durch reichliche Raumgabe an
die, deren Entwicklung den Wunsch nach über-
schau und Kritik aufkommen ließ, sicherte ihren
Veranstaltungen die fruchtbare Wirkung. Daß
solches Streben heuer durch die Zeitumstände
stark beeinträchtigt wurde, ist allgemeines
Schicksal diesjähriger Veranstaltungen. Aber
auch, daß unterhalb der Hemmung durch äußere
Verhältnisse ein Stillstand, manchmal gar ein
Nachlassen der schaffenden Kräfte eingetreten
zu sein scheint, wird man bei größerem Über-
blick über die diesjährigen Sommerausstellungen
nicht als Sonderfall buchen dürfen. Nach heftig
vorstoßenden Jahren ist innerhalb der bilden-
den Künste eine Entspannung eingetreten, ein
Ausruhen nach Kämpfen und manchen Siegen,
ein Sichsammeln und Besinnen, das bei vielen
ein Rückholen verlassener Wirklichkeiten —
auch im ethischen, nicht nur im formalen Sinn
— im Gefolge hat.
Solcher Situation ist stärkere Beachtung hei-
mischer, bodenständiger Kräfte genehm und
notwendig. So kommt die Zeitlage der inneren
Forderung entgegen und Dresden besonders,
die Stätte gepflegter Tradition, kann hier eine
manchmal beengende Eigenart zur Tugend wen-
den. Daß es nicht in der vollen Möglichkeit ge-
schieht, liegt an der Zersplitterung der Dresdner
Künstlerschaft in oft kleinlich motivierte Son-
derbündeleien, die auch in dieser für Dresden
repräsentativen Ausstellung kein Gesamtbild
dortigen Kunstlebens aufkommen lassen.
Umso schätzenswerter, was trotzdem ge-
leistet wurde. Zurückhaltung der älteren, in
sicherem Können weiterarbeitenden Genera-