Sommerausstellung 1923 der Künstler- Vereinigung Dresden.
zu rechnen. Reichliches Gefühl belastet die
Malereien der Cassel, Hennig, Mutter und
des zarten Schönberg. Durch Betonung eigen-
artiger Begabung suchen Josef Hegenbarth,
Jörg Klemm, Westphal und der ernst stre-
bende WilhelmRudolf ihren Stil. Zum Schluß
die auf Präzision drängende, das Naturbild auf
nackte Kahlheit reduzierende Art der Lachnit
und Trepte (letzterer allzu gesucht), deren
Bilder hier als Protolype einer sich langsam
festigenden jüngsten Sehweise gelten dürfen.
Daß deren Verkünder ihr künstlerisches Aus-
maß erst zu erweisen haben durch Leistungen,
die solche Beschränkung untergründet zeigen
von breiter künstlerischer und menschlicher
Persönlichkeit, wird auch vor diesen Bildern
deutlich. In diese der Klärung dienliche Klassi-
fizierung fügen sich Otto Schubert, stärker
in zuckender Lebendigkeit seiner Szenen als
in gobelinhaft verwobener Monotonie seiner
übrigen Bilder, der dekorativ begabte Jvo
Hauptmann und Arno Drescher mit kleinen
fein empfundenen Blumenstticken.
In der Plastik dieser Gruppe ähnliche Spiege-
lung allgemeiner Kunstsituation. Sicher-erfaßte
Naturanschauung in den Porträtbüsten Georg
Wrb as, von dessen reichem Schaffen auf zeich-
nerischem Gebiet aquarellierte Studien zeugen,
in Arthur Langes ruhig ausgewogenen Sta-
tuen, in der vornehm zurückhaltenden Art Carl
Albikers, der eine schöne Kollektion großer
Skulpturen zeigt, überzeugend in der plasti-
schen Ausponderierung, reizvoll im Gegensatz
zusammengehaltener Massen und auflockernder
plastischer Kleinbewegung. Dann gefühlsbe-
tonte Kompositionen der Werner, Moeller,
Türke, Peters und Löhner. Begabung für
Groteske zeigt Otto Krischer. In Fritz
Maskos tritt wieder jene direkte, oft naiv kari-
kierende Wirklichkeitsdarstellung auf, die im
Spiel kleiner plastischer Teile — wie der Hände,
der Schleifen etc. — voll lebendiger, manchmal
kindlich-spontaner Reize ist.
Problem der Ausstellung, nicht ihr Erlebnis,
sind Sonderkollektionen dreier junger Dresd-
ner, die in ihrem Radikalismus aus dem Rahmen
des Ganzen stark herausfallen. Böckstiegel
behängt einen großen Saal voll schreiender
Farbstücke, deren jedes einzelne Begabung und
Können zeigt, die als Gesamtes einen traurigen
Schluß auf die Urteilsfähigkeit dieses Künstlers
erzwingen. Jugendliches Pathos kann schön
sein — die Anfänge des Expressionismus haben
es erwiesen —, dann aber muß Ruhe eintreten,
Sammlung und Tiefe. Radikales Getue, nur der
Opposition wegen, wirkt plump. Böckstiegel
XXVI. September 1923. 3
zu rechnen. Reichliches Gefühl belastet die
Malereien der Cassel, Hennig, Mutter und
des zarten Schönberg. Durch Betonung eigen-
artiger Begabung suchen Josef Hegenbarth,
Jörg Klemm, Westphal und der ernst stre-
bende WilhelmRudolf ihren Stil. Zum Schluß
die auf Präzision drängende, das Naturbild auf
nackte Kahlheit reduzierende Art der Lachnit
und Trepte (letzterer allzu gesucht), deren
Bilder hier als Protolype einer sich langsam
festigenden jüngsten Sehweise gelten dürfen.
Daß deren Verkünder ihr künstlerisches Aus-
maß erst zu erweisen haben durch Leistungen,
die solche Beschränkung untergründet zeigen
von breiter künstlerischer und menschlicher
Persönlichkeit, wird auch vor diesen Bildern
deutlich. In diese der Klärung dienliche Klassi-
fizierung fügen sich Otto Schubert, stärker
in zuckender Lebendigkeit seiner Szenen als
in gobelinhaft verwobener Monotonie seiner
übrigen Bilder, der dekorativ begabte Jvo
Hauptmann und Arno Drescher mit kleinen
fein empfundenen Blumenstticken.
In der Plastik dieser Gruppe ähnliche Spiege-
lung allgemeiner Kunstsituation. Sicher-erfaßte
Naturanschauung in den Porträtbüsten Georg
Wrb as, von dessen reichem Schaffen auf zeich-
nerischem Gebiet aquarellierte Studien zeugen,
in Arthur Langes ruhig ausgewogenen Sta-
tuen, in der vornehm zurückhaltenden Art Carl
Albikers, der eine schöne Kollektion großer
Skulpturen zeigt, überzeugend in der plasti-
schen Ausponderierung, reizvoll im Gegensatz
zusammengehaltener Massen und auflockernder
plastischer Kleinbewegung. Dann gefühlsbe-
tonte Kompositionen der Werner, Moeller,
Türke, Peters und Löhner. Begabung für
Groteske zeigt Otto Krischer. In Fritz
Maskos tritt wieder jene direkte, oft naiv kari-
kierende Wirklichkeitsdarstellung auf, die im
Spiel kleiner plastischer Teile — wie der Hände,
der Schleifen etc. — voll lebendiger, manchmal
kindlich-spontaner Reize ist.
Problem der Ausstellung, nicht ihr Erlebnis,
sind Sonderkollektionen dreier junger Dresd-
ner, die in ihrem Radikalismus aus dem Rahmen
des Ganzen stark herausfallen. Böckstiegel
behängt einen großen Saal voll schreiender
Farbstücke, deren jedes einzelne Begabung und
Können zeigt, die als Gesamtes einen traurigen
Schluß auf die Urteilsfähigkeit dieses Künstlers
erzwingen. Jugendliches Pathos kann schön
sein — die Anfänge des Expressionismus haben
es erwiesen —, dann aber muß Ruhe eintreten,
Sammlung und Tiefe. Radikales Getue, nur der
Opposition wegen, wirkt plump. Böckstiegel
XXVI. September 1923. 3