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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Wolfradt, Willi: Neue Arbeiten von Edwin Scharff
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0147

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Neue Arbeiten von Edwin Schar ff.

EDWIN
SCHARFF.
ZWEI
FRAUEN.

dumpfe Hoheit eines Berges ist darin, wie sich
diese gewaltigen Gliedmaßen aneinander schie-
ben, in dieser mythischen Trägheit der Ponde-
ration. Noch wenige Jahre zuvor (1918) hat
der Künstler eine weibliche Sitzfigur von gar-
nicht sehr abweichendem Umriß gebildet, die
aber in ihrer klar markierten Zusammengesetzt-
heit und straff taillierten Aufrichtung eher em-
porgetreppt als großartig versunken wirkt. Bei
der „Parze" hingegen ein bebürdetes Sacken
und dämmerndes sich Verklumpen der Formen
ohne harte Absetzung von einzeln präzisierten
Kompartimenten. Fast wollen die gewaltigen
(übrigens durchaus nicht korpulenten, sondern
grandiosen) Schenkel mit dem Sitzplatz ver-

schmelzen, die Massen drängen ineinander, die
erhabene Lethargie des Steins umwächst den
Leib und bemächtigt sich sogar des Gesichts.
In elementarer Monumentalität ragt und wuch-
tet dieser Marmor.

Neben früheren Reliefplatten erbringen einige
neuere eine ähnliche Wandlung der körperlichen
Proportionen zum Schwerhüftigen, junonisch
Mächtigen hin. Wie vor allem an seinen Jüng-
lingsstatuen erkennt man aus der Haltung und
der ruhigen Disposition auch hier die Nähe des
Künstlers zur klassischen Antike. Sonst ist aller-
dings gerade der diskret gewellte, wie mit weicher
Kreide zeichnende malerisch flackernde Re-
liefstil Scharffs, der die Umrisse und Wölbungen

XXVII. Juni 1924. 3
 
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