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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Kleiner, Leopold: Modezeichnungen aus der Hoffmannschule
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0175

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FIGUKINI-:

MODEZEICHNUNGEN AUS DER HOFFMANNSCHULF.

Kürzlich fand im österreichischen Museum
in Wien eine Ausstellung statt, die sich
„Zeichnungen aus der Hoifmannschule" be-
titelte. Die Schule für angewandte Kunst,
die Jostf Holfmann an der Wiener Kunstge-
weibeschule leitet, umfaßt in der universellsten
Weise alle erdenklichen Gebiete künstlerischer
Arbeit. Sie ist in ihrem Grunde eine Fachklasse
für Architektur. Aber wie die Baukunst schlecht-
hin mit allem Geformten und Formbaren eiiger
oder lockerer zusammenhängt, so erstreckt sich
auch die Arbeit dieser Schule auf alle möglichen
Gegenstände, die der Gestaltung durch Men-
schenhand bedürfen. Nicht das Was, sondern
das Wie ist entscheidend. Gleichviel, ob es
sich um eigentliche Architektur, um künstler-
ische Auseinandersetzung mit einem Bauzweck
handelt oder um den Entwurf zu einem Möbel,
einem Metallgerät, einer Tapete, einem Kleid:
stets sind es die gleichen Schaffensvoraus-
setzungen, aus denen das Werk kommt. Sie
sind, wie alle Kunstleistung, begründet in der
Persönlichkeit des Schaffenden. Und die wich-
tigste, die Grundoperation wird dabei stets
sein, die Einsicht in die Beziehungen zwischen
Persönlichkeit und Materie, sowie zwischen

Zweckforderung und Form. Niemals sind es
Größe, Zweck oder die aufzuwendenden Quan-
titäten an Aibeit und Material, die Weit od>r
Unwert der Leistung bestimmen.

Die Schule Josef Hoffmann geht von der
Grundvoraussetzung aus, daß zum Entstehen
des größten wie des kleinsten Werks die gleiche
künstlerische Intensität erforderlich ist. Ein-
heitlich und gleichartig ist die Wurzel, aus
der die Formwerdung aller Dinge sich ergibt.
Stets handelt es sich um diesen bestimmten,
auf ein Höchstmaß von Innigkeit gebrachten
Verkehr zwischen den Kräften dir Seele und
dem, was als Materie und als Zweck von außen
an sie herantritt. Das Entscheidende ist letzten
Endes immer die Qualität. Da das Einströ-
men der geistig-seelischen Kräfte ins Werk
immer auf Freiheit des Individuums beruht,
gibt die Hoffmannschule jedem Einzelnen die
größte Entwicklungs-Freiheitin jeder Beziehung.
Der eine fühlt sich mehr zu diesen, der andere
mehr zu jenen Aufgaben hingezogen. Dies muß
berücksichtigt werden; und so ergibt sich, daß
die Hoifmannschule fast alle Zweige der ange-
wandten Kunst mit gleichem Ernste pflegt.
— Auf diese Weise ist es zu erklären, daß in

VII. Juni 9J4. 6
 
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