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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Rutra, Arthur Ernst: Josef Eberz: ein Porträt eines Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0204

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Josef Eberz,

josef eberz münchen.

»strasse bei frascati«

Gewinn: der Deutsche brachte den Süden heim.
Doch nur ein Deutscher vermag so den Süden
zu erleben, vermag das Geheimnis seiner Sehn-
sucht in die blauferne Landschaft Assisis, der
Campagna, der Hügelwellen Siziliens zu zau-
bern, in die tieferglühende Ertrunkenheit, sehn-
suchtverströmende Ferne des Meeres zu sen-
ken; nur ein Deutscher vermag in all diesen
lockreren, weicheren Formen von Berg und
Stadt und Villen des Südens das Bekenntnis
seines Zu-Gast-Seins abzulegen, das Bekenntnis
seiner Bewunderung, aber zugleich seiner Zu-
gehörigkeit zur Heimat. Selbst aus seinen hei-
tersten, sonnedurchglühten Bildern, Bildern
exotischer Gärten mit der ihm so eigenen Far-
ben- und Formenpracht von Kakteen und Pal-
men schwindet niemals jener Geist, der ihn zu
seiner Maler-Berufung erhellte, den ich den
gotischen Geist nenne.

Josef Eberz, mit dem Herzen voll Sehnsucht,
die ihn in den Süden treibt, und wieder in die
Heimat zurückruft, ist der Romantiker unserer
Zeit. Er ist der katholische Maler unserer Zeit,
denn auch seine Landschaften sind ein Bekennt-
nis zur Religiosität. Haftet einem anderen, dem
Österreicher Faistauer etwas von der düsteren
Strenge und der überlegenen, weltmännischen

Klugheit der Jesuiten an, lebt in den Bildern,
die Josef Eberz malt, die frohere, lebendigere
Gläubigkeit des Rheins.

In dieser jüngeren und jüngsten Schaffens-
zeit des Künstlers offenbart sich auch sein
Weiterschreiten in dem Ringen nach einem Ein-
begreifen des seelischen Moments in die Land-
schaft, — in dem Gelingen, jene weltumspan-
nende Sehnsucht des Deutschen zu formen, die
seit jeher edelste Ausdrucksform des deutschen
Idealismus, deutschen Romantikergeistes ge-
wesen ist.

Schüfe er heute Bilder vom Rhein: ein Stück
deutscher Vergangenheit stünde neu erlebt vor
uns auf, man sähe die Arnim und Brentano ein-
herziehen, und die Brüder Veith nach Köln
pilgern, und bei St. Goar oder Bingen klängen
Melodien auf, deutsche Lieder einer schöneren

und besseren Zeit............a. e. r.



Notiz. Das farbig wiedergegebene Gemälde
von J. Eberz „Tänzerin" (S. 184) ist ein Bildnis
der jungenWienerTänzerinBeatriceMariagraete.

Ä

Im Detail sich verlieren, ist nicht Gewissen-
haftigkeit, sondern Mangel an Potenz, künst-
lerische Armut........... FEUERBACH.
 
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