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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Servaes, Franz: Neue Arbeiten von Marie Elisabeth Fränkel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0231

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MARIE EI.ISAHF.TH KRANKEL.

RELIEF »WEIDE« 3 M. BREIT

NEUE ARBEITEN VON MARIE ELISABETH FRANKEL.

Vor zwei Jahren hat hier Max Osborn, im
Anschluß an eine Ausstellung im Berliner
Kunstsalon Cassirer, die künstlerischen Be-
strebungen Marie Elisabeth Frankels liebevoll
gewürdigt. Die junge Künstlerin hat inzwischen
wacker weitergearbeitet und ist ein gutes Stück
auf dem Wege, der ihr als Ziel vorschwebt,
vorwärts gekommen. Sie darf um so mehr auf
Beachtung Anspruch erheben, als sie, bei allem
Sicheinfühlen in die künstlerische Ausdrucks-
weise unserer Zeit, doch modischen Torheiten
und Veririungen klug aus dem Wege geht. So
vermag sie sich nicht dazu zu verstehen, die
Natur als Vorwurf und Lehrmeisterin völlig zu
verbannen. Im Gegenteil, sie hegt eine echte
und fraulich-hingebende Liebe zur Natur, was
sich bei ihr in landschaftlichen Studien von
zartem Charakter ausgedrückt hat. Doch sucht
sie jeglichem Stofflichen vor allem den seeli-
schen Charakter zu entreißen und hierdurch
die Freiheiten zu begründen, die sie in for-
maler Hinsicht sich nimmt.

Mit Entschiedenheit strebt sie jetzt ihrer
vollen Reife zu, und dies drückt sich vor allem
darin aus, daß sie sich Aufgaben stellt, die über
dasjenige hinausgreifen, was sie bisher in ihrem
Schaffenskreise bewegt hat. Was indes noch
wichtiger erscheint: sie zeigt eich diesen Auf-
gaben gewachsen. Wir bilden hier zwei in
Halbbögen geschlossene Wandfüllungen ab, die
im Vestibül einer vom Architekten Nacht-

licht erbauten Villa in der Berliner Grunewald-
kolonie angebracht sind (3,10 Meter breit,
1,50 Meter hoch). Die Strenge der Komposi-
tion verrät deutlich das Bestreben der Künst-
lerin, sich bewußt in den umgebenden archi-
tektonischen Rahmen einzufügen. Beide Lti-
netten werden durch je zwei Baumformen in
drei Abteilungen gegliedert. Die mittlere Ab-
teilung nimmt jedesmal eine menschliche Figur
ein, die hockend gebildet ist, um die zur Raum-
füllung benötigte Umrißlinie zwanglos zu er-
zielen. In der einen Lünette ist ein mit der
Schußwaffe zielender Jäger, in der anderen ein
mit aufgestemmtem Stabe vor sich hinträumen-
der Hirte dargestellt: beidemal in ruhiger, auf-
gerichteter Haltung, die die in den Baumstäm-
men gegebene vertikale Richtung absichtsvoll
wiederholt. Dafür konnten die jeweiligen Eck-
felder etwas freier behandelt werden. Alle
vier sind mit je zwei grasenden Tieren ausge-
füllt, auf dem Jagdrelief mit Rehen, auf dem
der Weide mit Kühen. Diese heiter gestalteten
Tiere, so sehr auch sie dem für das Ganze ver-
bindlichen architektonischen Gesetze gehor-
chen, verraten doch deutlich ein liebevolles
Naturstudium. Zur Ausfüllung und stilvollen Ab-
rundung des Raumbildes sind einzel verstreute
Blatt- und Blütenformen verwandt, die mit der
Gestaltung der Baumkronen konform gehen.

Man muß anerkennen, daß diese Reliefkom-
positionen gewissenhaft und fein durchdacht

XXVIL Juli 1M4. C
 
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