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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Sydow, Eckart von: Ausstellung der Akademie der Künste zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0255

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PRI IFESSI >K I I.RU H III BNER.

»HAVEL HEI POTSDAM«

GENEHMIG. PAUL CASS1RER.

AUSSTELLUNG DER AKADEMIE DER KÜNSTE ZU BERLIN.

MAI • JUNI 1924.

Das deutsche Kunstleben strebt fühlbar einer
größeren Einheitlichkeit zu. Auch diese
Ausstellung ist von neuem ein Beweis dafür,
wie nach einer Periode vielfältigster Zerspalten-
heit nun eine engere gemeinschaftliche Basis
gefunden ist. Es liegt der Grund hierfür nicht
so sehr in der absichtlichen Ausschaltung ein-
zelner abweichender „abstrakter" und „kon-
struktivistischer" Richtungen, als vielmehr an
einer tatsächlichen Fortbildung zu größerer
Gleichartigkeit, — zunächst der Gesinnung und
daraus folgend der künstlerischen Formen-
sprache. Was dieser Akademie-Ausstellung den
Stempel aufdrückt, das ist die Sehnsucht zur
inneren Harmonie. Alles das, worin vor Jahren
die damalige Zerrissenheit der Seele und des
Geistes so überaus deutlich sich aussprach, ist
ausgeschaltet worden. Auch die anscheinend
unüberwindlich herben Talente folgen willig der
allgemeinen Zeitströmung, die immer stärker
sich zu dem zurückfinden möchte, was sich einst
in dem Jubelwort der „schönen, schönen Welt"
ausdrückte. Das innerlich Problematische ist
ausgeschieden. Das freudvolle Daseinsgefühl

ist wieder mit großer Stärke da, — und mit
ihm wird sich alsbald die Freude an der „guten
Malerei" als solcher wieder einstellen. Diese
Akademie-Ausstellung bringt durchaus dies
Zeit-Gemäße. Und so braucht man nicht nach
starken Erschütterungen und lebhaften Sensa-
tionen zu suchen, — das Wesentliche ist das
schöne, wohlige Sichwiegen in den Rhythmen
der Farbigkeit. Vielleicht dachte man einen
scharfen Kontrast zu schaffen, indem man das
Bild von Dix: „Krieg" aus dem Kölner Wallraf-
Richartz-Museum kommen ließ. Aber auch dies
Gemälde bringt bei aller inhaltlichen Wildheit
keine wirkliche Erschütterung zu wege, da in
den vielfältigen Farbströmen mit ihrem schil-
lernden Irisieren weit eher ein gleichsam aqua-
riumhaftes, amphibisches Treiben sich zu ent-
rollen scheint, als die Wirklichkeit einer bru-
talen Grausigkeit. Auch hier also hat die Freude
am Farbig-Schönen uneingeschränkt über ethi-
sche, inhaltliche Problematik triumphiert. So
kraftvoll nun diese Gesamtstimmung der Zeit
sich erweist, so wirkt doch hier und da noch
der Nachklang zerrissener Vorzeit hemmend

II. August 1931. 1
 
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